Die ersten Blätter werden gelb, der Sommer geht zu Ende – und als passenden Soundtrack veröffentlicht die saarländische Kapelle IMMORIOR ihr Debütalbum „Herbstmär“. Geboten werden dem geneigten Hörer auf knapp 66 Minuten neun Tracks in zumeist überlanger Spielzeit: Ein ordentliches Angebot, möchte man meinen. Das Duo hinter IMMORIOR – Nordmann (Nelandhir, Seuchenzug) und Sarghas (ebenfalls Nelandhir, Seuchenzug) – gibt sich sodann auch vom beinahe obligatorischen Klavierintro bis zum Akustikoutro alle Mühe hinreichend düstere und melancholische Stimmung zu erschaffen. IMMORIOR zeigt sich dabei angenehm abwechslungsreich und alles andere als stumpf rumpelnd – das getragene, atmosphärische Moment macht die Stärke von „Herbstmär“ aus. Die Palette der eingesetzten Stilmittel ist entsprechend umfangreich: Es wird geflüstert und gekrächzt, meistens bewegt man sich im mittleren Tempo durch die trostlose Landschaft. Instrumental wird von der akustischen Gitarre über Keyboardklänge bis zur Violine ebenfalls einiges eingesetzt – die (vermeintlichen) Grenzen zwischen Pagan, Black und Post Black Metal werden wiederholt spielerisch aufgelöst.
„Herbstmär“ ist insgesamt eine solide Scheibe geworden, die zwar grundsätzliche keine Neuerungen für das Genre oder wirkliche Überraschungen bereithält, aber in ihrer Gesamtheit stimmig ist und mit Eigenständigkeit überzeugt. Insbesondere dann, wenn den Songs ein Post Black Metal-Anstrich verpasst wird („Rastlos“, „Sie“), klingt „Herbstmär“ am unterhaltsamsten aus der Anlage. Die Klargesangs- und gesprochenen Passagen in „Echo“ und „Illusionist“ hingegen schlagen fast in Gothic Metal-Gefilde – welche in Aufbau und Stimmungstransport eher gewöhnungsbedürftige Titel sind, die leider nicht an Aushängeschilder wie den starken Titeltrack „Herbstmär“ oder das druckvolle und AGALLOCH-uesque „Erwachen“ heran reichen – eine Straffung des Materials wäre lohnenswert gewesen.
Wer also ein Faible für naturnahen, stimmungsvollen und scheuklappenfreien Black Metal der Marke NAGELFAR oder ALCEST hat, wird bei „Herbstmär“ fündig – und dass es sich bei dem Album, wie erwähnt, um ein Debüt handelt, kann man aufgrund der guten musikalischen Basis von IMMORIOR stellenweise glatt vergessen.
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