“In Chambers Of Sonic Disgust” erscheint nach einer erstaunlich langen Pause, die ILLDISPOSED eher unfreiwillig eingelegt hatten: „Reveal Your Soul For The Dead“ kam 2019 in die Läden, dann folgte die Corona-Zeit. Außerdem wurde bei Gitarrist Rasmus Henriksen ein Gehirntumor diagnostiziert, für dessen Behandlung er sich wieder aus der Band verabschiedete (an seiner Stelle sprang sein Vorgänger „Smukke Ken“ Holst wieder permanent ein).
ILLDISPOSED machen das, was sie können
Jetzt also Album Nummer fünfzehn, und das verspricht allein mit seinem Titel alles oder nichts – je nachdem, ob man nun den pappigen Death Metal mit den Subwoofer-Vocals mag oder nicht. Für Fans ist das neue Album aber weniger Kammer des klanglichen Ekels, sondern ein wohliges Nachhausekommen. Insofern also Entwarnung, denn eigentlich machen ILLDISPOSED das, was sie am besten können. Selbst die eingestreuten wabernden Synthesizer kennt man ja bereits von den Dänen.
Aber der Reihe nach: Sirenengeheul läutet das Album ein, und „Spitting Your Pain“ stampft eher gemächlich nach vorne. Positiv zu vermerken ist das agile Riffing, das sich diesmal in ähnlichen (Saiten-)Regionen bewegt wie das tiefergelegte Grunzen. Schön sind auch die geschickten Tempoverschiebungen vor der letzten Strophe sowie die flächigen Keyboards insgesamt. Ein stimmiger Einstieg und ein gelungener Kontrast zu „I Walk Among The Living“ mit seinem Double-Bass-Rhythmus und dem luftigen Riffing.
Das melancholisch-melodische „Lay Low“ und das aggressiv nach vorne preschende „And Of My Hate“ geben in der Folge den Rahmen vor, in dem sich die fünf Dänen musikalisch bewegen – mal melodisch (wie in „All Electric“), mal groovig (wie in „Flying Free“), mal hinterhältig kriechend (wie in „The Ill-Disposed“). Die akustische Konstante ist bei alldem das von einer Vielzahl von Effekten geformte Grunzen von Vokalakrobat Bo Summer – immerhin ein Markenzeichen der Band. Da fällt das eher schwarzmetallische Kreischen von Gastsängerin Sandie The Lillith (DEFACING GOD) bei zwei Tracks kaum ins Gewicht.
“In Chambers Of Sonic Disgust” kann was (aber nicht alles)
In seiner Beschränktheit abwechslungsreich ist “In Chambers Of Sonic Disgust” also – stellt sich nur die Frage: Ist es auch gut? Sagen wir so: Es ist in seiner Vielfalt durchaus unterhaltsam, ohne aber ein echtes Aha-Erlebnis hervorzubringen. Bei flüchtigem Hören bleibt das Album eher blass; memorable Passagen, Melodien und Riffs sind durchaus vorhanden und „Spitting Your Pain“, „Lay Low“ und „All Electric“ sind recht komplette Songs. Trotzdem bleibt noch ein wenig Luft nach oben – vom versprochenen klanglichen Ekel mal ganz abgesehen.
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