„Das Weltall, unendliche Weiten …“: Unter diesem Motto haben bereits einige Künstler versucht, sich der Faszination der grenzen- und schwerelosen Schwärze zu nähern. Ob es also nun der harte, Industrial-hafte Black Metal eines DARKSPACE oder die opulenten Soundwände von ZOMBI sind: Jedes Projekt legt den Schwerpunkt seiner Interpretation einer Reise durch die unendliche Finsternis ein wenig anders aus – sei es, indem eher ein unbegreifliches Grauen oder die schier unfassbare Größe des Weltalls hervorgehoben wird.
IIVII, ein Projekt, hinter dem sich niemand anderes als der Künstler und Komponist Josh Graham (A STORM OF LIGHT, RED SPAROWS) verbirgt, steuert mit „Colony“ seinen eigenen Beitrag zu der Thematik bei – und wo könnte dieses Thema besser aufgehoben sein, als bei einem Musiker und Visual Artist, der mit Größen wie JABOE und NEUROSIS zusammengearbeitet hat? IIVII jedenfalls legt sein Augenmerk eher (aber nicht ausschließlich) auf die Darstellung der unendliche Leere und einer spürbaren Einsamkeit – die klangliche Darstellung ist entsprechend zurückhaltend, schwer greifbar und dadurch doch so eindrucksvoll – Space Ambient im eigentlichen, ursprünglichen Sinne.
„Colony“ nimmt dabei überwiegend die leisen Töne auf, die unaufdringlichen: Kein opulentes Bassgewitter, kein überflüssiger Gesang, kein strukturierendes Schlagzeug. Bereits der Opener des Albums, der Zwölfminüter „Signals From Home“ offenbart die Nähe von IIVII zu Elektro-Pionier Klaus Schulze: Eine sich langsam aufbauendee Komposition, vereinzelte, getragene Melodien, ein soundtrackhafter Abschluss – und damit der fließende Übergang zu „Colliding Horinzons“. Damit entspannt sich ein wunderbarer Spannungsbogen, der über die komplette Albumlänge anhält: Titel Nummer zwei nimmt eine etwas schwerere Richtung, könnte in dieser Form auch zu der berühmten Anflug-Szene auf das Hauptquartier der Tyrell Corporation aus Blade Runner passen – zunehmend verdichtet sich damit auch die Struktur der Songs. Das Track-Duo „Transmission Illumine I“ und „Transmission Illumine II“ schließlich eröffnet erstmalig auch die leichte Version eines Horrors, wie es im unerforschten Universum lauern kann – leichte Anleihen des schleichenden Grauens, tiefere Klänge, wie man sie von GOBLIN kennt, treten hervor. Der Hauch von Melodien verweht geradezu in diesem Song – und gipfelt im schweren, beinahe dronigen „Black Galaxy“. Die beiden abschließenden „On The Shores Of Markarian 335“ und „Shaping Itself From Dust“ geben dann mit klanglicher Leichtigkeit einen kleinen Lichtschein an den Hörer zurück – ein schöner Abschluss dieser Space Odyssey.
Natürlich ist „Colony“ nur dann interessant, wenn man sich rückhaltlos auf diese lange, vollkommen elektronisch dargebotene Reise begeben mag – und natürlich ist der Trip recht ereignisarm. Dafür belohnt IIVII den Hörer mit einer tollen Atmosphäre und pointiert gesetzten melodischen Highlights: In seinen dichtesten Momenten klingt „Colony“ wie eine schwerelose Version von BOHREN UND DER CLUB OF GORE, in den stimmungsvollsten wie ein Soundtrack aus der Feder des meisterhaften Vangelis – und auch ein Blick auf das gelungene Artwork lohnt sich. Josh Graham zeigt bei IIVII eine musikalische Facette, die bei den wuchtigen A STORM OF LIGHT so keinen Platz findet.
IIVII gelingt mit „Colony“ ein verzauberndes Stück Musik – introvertiert, entrückt und dadurch absolut zeitlos.
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