Ihsahn - Pharos
Review
Nun ist es also endlich so weit: Der zweite Teil der angekündigten EP-Reihe von IHSAHN, betitelt mit dem Namen „Pharos“, ist draussen! Und das soll der sprichwörtliche Leuchtturm zu dem vorangegangenen Besinnen auf die Black-Metal-Wurzeln bei „Telemark“ sein. Offener, freundlicher, wärmer. Auch die zwei Cover von PORTISHEAD’s „Roads“ und „Manhattan Skyline“ von A-HA mit Unterstützung von Einar (LEPROUS) sprechen da schon eine deutliche Sprache im Hinblick auf Konzept der neuen EP. „Pharos“ wurde bereits vor COVID19 fertig gestellt und sollte eigentlich nach dem Betouren von „Telemark“ mit einem eigenen Zyklus folgen. Daraus ist bekanntlich nichts geworden.
„Pharos“ – Der Leuchtturm zur Dunkelheit von „Telemark“
Sei’s drum, „Pharos“ startet locker und entspannt mit „Losing Altitude“, dass wieder sehr zurück zur pop-geschwängerten Phase von „AMR“ schaut. Härtere Gitarren tauchen erst im letzten Songdrittel auf und sind auch eher unterstützend gemeint, zusätzlich zu orchestralen Arrangements. Auch „Spectre At The Feast“ und der Titelsong bleiben in der Linie mit den sehr poppigen und eingängigen Refrains, letzterer übt sich allerdings noch einmal besonders deutlich an der epischen Breite der orchestralen Elemente. Könnte glatt mit einer neuen A-HA-Platte oder LEPROUS verwechselt werden. Vielleicht hat die Hauptband des Schwagers ja soundtechnisch ein wenig abgefärbt? „Pharos“ ist das Licht zum Schatten von „Telemark“, mit Black Metal ist 2020 bei IHSAHN einfach nichts mehr zu holen und wer das immer noch nicht begriffen hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Aber auch als Rock-Popper macht sich IHSAHN erstaunlich gut. Mit solchen Songs zum ESC für Norwegen… ja, warum eigentlich nicht?
IHSAHN stagniert auf hohem Niveau
Glücklicherweise wird sich auch an den Covern nicht verhoben. PORTISHEAD’s Stille, Melancholie und britische Eleganz wird in „Roads“ ebenso gekonnt kopiert und IHSAHN’t ab (Verzeihung für das billige Wortspiel) wie das großartige „Manhattan Skyline“ von A-HA, welches schon im Original für Gänsehaut gesorgt hat, aber durch Veredelung von Einar und IHSAHN zum kleinen „Hit“ der EP wird. Auch „Pharos“ ist konzeptionell und musikalisch mal wieder ganz in der Linie der neuen Ausrichtung von IHSAHN und jedem, dem schon „AMR“ gefallen hat, wird auch „Pharos“ nicht enttäuschen. Trotzdem bleibt ein etwas leeres Gefühl zurück, da man weiß zu was für Stilverwerfungen und klasse Arrangements Herr Tveitan fähig ist und von diesen hätte „Pharos“ durchaus welche vertragen dürfen, etwa durch einen noch weiter ausgebauten Titeltrack oder komplexere Arrangements. Somit findet hier ein wenig Stagnation auf hohem Niveau statt. Trotzdem eine gute, kurzweilige EP.