If I Die Today - Cursed
Review
Die Italiener von IF I DIE TODAY veröffentlichen mit „Cursed“ dieser Tage – wenn ich richtig informiert bin – ihr erst zweites Album, obwohl der Fünfer aus Mondovi (Norditalien) offenbar bereits seit 2005 aktiv ist. Da der Vorgänger „Liars“ im Jahr 2010 erschien, ist man im Hinblick auf den Veröffentlichungs-Turnus zumindest konsequent. Inwiefern der aktuelle Neuntracker von musikalischer und inhaltlicher Warte konsequent ist, vermag nicht zu beurteilen, da „Cursed“ meine erste Berührung mit IF I DIE TODAY ist – und es wird voraussichtlich auch keine weitere geben, so viel vorweg.
Was jetzt auf den ersten Blick und in Kombination mit der Wertung dort unten ziemlich hart klingt, verdient natürlich eine Erklärung. Nun, IF I DIE TODAY sind definitiv keine (Post)-Hardcore-Anfänger, das vermittelt „Cursed“ unmissverständlich von der ersten bis zur letzten Sekunde. Die Songs sind souverän geschrieben, souverän dargeboten und anständig produziert – Schnörkel oder Füllmaterial hat man im Hause IF I DIE TODAY nicht nötig, so dass „Cursed“ mit gerade einmal 26 Minuten Spielzeit auch als EP durchgehen könnte. Kurz und knackig eben.
Viel mehr als souverän ist der mit Crust- und Sludge-Elementen garnierte (Post-)Hardcore IF I DIE TODAYs aber nicht. Moment: Habe ich gerade das „Post-“ schon zum zweiten Mal in Klammern gesetzt? Ja, habe ich: Wirklich „post“ig ist die Musik der Band nämlich eigentlich nur in einem Song – dem abschließenden Titeltrack, der mit über viereinhalb Minuten auch gleich das längste Stück „Cursed“s darstellt. Hier gelingt es der Band erst- und einmalig, aus einem vermeintlich einfachen Grundmotiv eine Klangkaskade zu erschaffen, die nicht nur dem Präfix „Post-„, sondern auch einem Vergleich mit den verblichenen LIGHT BEARER würdig ist.
Der Rest? Midtempo-Hardcore, der harmonisch immer mal wieder nach frühen DILLINGER ESCAPE PLAN ohne den Mathcore-Wahnsinn und – ganz entscheidend – ohne die musikalischen Zäsuren riecht und gerade deshalb nur halb so wirkungsvoll ist wie er vielleicht sein könnte.
Daran ändert auch der inhaltlich durchaus vielversprechende Ansatz „Cursed“ nichts, der mehr oder weniger bekannte tragische Figuren aus der Literatur behandelt: Von „Jesus“ hat vermutlich jeder schon gehört, ebenso vermutlich von „Lucifer“; „Elisabeth“ bezieht sich vermutlich auf die ungarische Gräfin Bathory, „The Ancient Mariner“ auf das (fast) gleichnamige Gedicht von Samuel Taylor Coleridge. Ob es sich bei „Patrick“ um die Figur aus „Spongebob“ handelt, ist dagegen zu bezweifeln.
Summa summarum ist „Cursed“ damit ein inhaltlich vielversprechendes, musikalisch dagegen nicht mehr als durchschnittliches Hardcore-Album, dessen Titeltrack das einsame Highlight darstellt.
If I Die Today - Cursed
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Crust, Hardcore, Post-Metal, Postcore, Sludge |
Anzahl Songs | 9 |
Spieldauer | 26:00 |
Release | |
Label | Sliptrick Records / This Is Core |
Trackliste | 01 Jesus [2:36] 02 Adams [3:18] 03 Lucifer [2:52] 04 Patrick [2:48] 05 Elisabeth [1:48] 06 Faustus [2:09] 07 The Ancient Mariner [3:11] 08 Vincent [2:38] 09 Cursed [4:37] |