Ieschure - The Shadow

Review

Wie aus dem Nichts kommt „The Shadow“, das Debütalbum einer Ukrainerin, die erst seit Ende 2016 unter dem Banner IESCHURE musiziert. Aber wie „The Shadow“ kommt: Dies ist ein Album, wie es auch gut und gerne in den Neunzigern hätte erscheinen können, ein One-Woman-Projekt in besten, uralten Black-Metal-Traditionen; jenen Traditionen, die wohl gemeint sind, wenn Leute vorwiegend im englischsprachigen Raum von „pure Black Metal“ reden und schreiben. „The Shadow“ ist rau produziert, der Sound bietet einige Ecken und Kanten und wird Technikfreaks zum Kotzen bringen. Dumpf, etwas sumpfig, dabei aber unverschämt charmant rollt das Album aus den Boxen, und das passt perfekt zu den ebenfalls etwas primitiven, fast naiven, doch charmanten Kompositionen, welche die Frau hinter IESCHURE jenen Hörern bietet, die sich darauf einlassen.

IESCHURE: Mehr als bloß Norweger-Verehrung

Manchmal muss man beim IESCHURE-Debüt nämlich genau hinhören, um die Genialität dahinter zu erkennen: So klingt „Eternal Wheels Of Life“ erstmal wie Früh-BURZUM-Worshipping nach Schema F. Aber wenn man dem Song die Chance gibt, sich zu entfalten, wenn man durch den unklaren Sound hindurchhört, dann entdeckt man die Details vor allem in der Gitarrenarbeit. Und apropos „BURZUM-Frühwerk“: Das zitieren ja viele Bands, IESCHURE hingegen zitiert nicht, sondern lässt sich inspirieren, spinnt den Faden zusammen mit Einflüssen von Alben wie dem ULVER-Debüt oder ISENGARDs „Høstmørke“ weiter und tut gerade so, als sei im Black Metal nach 1996 nichts mehr passiert, was beachtenswert sei. Das darf man engstirnig finden, man hört es aber heute mit dieser Konsequenz und in dieser Güteklasse nicht mehr oft.

„The Shadow“ muss nicht jedem gefallen

Besonders hingewiesen sei übrigens auf den Gesang von IESCHURE: Die Dame hinter dem Projekt beherrscht nämlich nicht nur das heisere Black-Metal-Krächzen ganz wunderbar und eindringlich, sondern hat auch eine sehr wandlungsfähige Stimme und nennenswerte Klargesangsqualitäten. Vor allem an letzteren liegt es, dass „The Shadow“ bei aller Rohheit trotzdem sehr melodisch rüberkommt. Und damit mag dieses Album vieles sein, und es wird bestimmt bei vielen nicht den richtigen Nerv treffen – aber so wandlungsfähig muss man vertonte Old-School-Verehrung, so melodisch muss man rohen Black Metal erstmal hinbekommen. Kein perfektes Album, das dafür aber zumindest Nostalgikern und Fans der alten Black-Metal-Schule enormen Spaß machen wird.

23.11.2017

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