Idensity - Chronicles

Review

Mit ihrem zweiten Album holen die französischen Progressive-Death-Metaller IDENSITY zum großen Rundumschlag aus: „Chronicles“ ist ein Parforceritt durch die alten Kulturen und Religionen, der sich mit dem Glauben und den Mythen über das Ende des Lebens auseinandersetzt. Da werden Bögen von Babylonien über das antike Griechenland bis nach Indien, von Altägypten über Arabien bis ins vorchristliche Nordeuropa gespannt. Klar, dass bei solch einer universellen Herangehensweise in den Texten auch die musikalische Bandbreite weit gefächert ist.

„Chronicles“ beginnt mit dem gleichnamigen Titelstück, das quasi als musikalische Zusammenfassung des Folgenden dient: Sinfonische Parts und Keyboardorchestrierung, klassischer weiblicher Gesang, Chöre, abwechselnd harsche und klare Vocals, luftige Gitarren, ein bisschen Black-Metal-Raserei und ansonsten eine große Produktion, bei der Altmeister Dan Swanö den Mix übernommen hat. Außerdem gibt es hier wie später orientalische Melodien und Einsprengsel („Over The Abyss“, „Islam“). Das Sextett ist aber auch für neo-thrashige Slamriffs offen, und wenn der Schlagzeuger maschinengewehrartige Doublebass-Salven abfeuern muss, macht er es eben. Einziger Makel an dieser Offenheit: Dass der Gesang manchmal in Modern-Metal-Gefilde abdriftet, ist nicht mehr nur Geschmackssache (beim Klargesang insgesamt klingt Christophe Ferreira einfach etwas unflexibel), und das hilft einem Song wie „Annunaki“ nicht gerade weiter.

Aber das ist letztlich nur ein Aspekt einer äußerst abwechslungsreichen Produktion, die gerade in der Orchestrierung und beim klassischen Gesang gelungen bis perfekt ist. IDENSITY wollten mit „Chronicles“ etwas Großes erschaffen, und das ist ihnen überwiegend geglückt. Dafür spricht das flüssige Verknüpfen der verschiedenen Stile, die vorhandenen Spannungsbögen, die Melodien und Stimmungen sowie die mehr als tadellose Leistung an den Instrumenten. Sicherlich: Über die Dauer der 56 Minuten Spielzeit wird nicht durchgehend die Spannung gehalten. Und dass sich Vergleiche auftun, wenn man die Mysterien Altägyptens heraufbeschwört und auf klangliche Massivität, folkige Melodien und sinfonische Perfektion setzt, liegt in der Natur der Sache – IDENSITY sind hierbei gewiss keine Vorreiter. Trotzdem: Wer BEHEMOTH, NILE und Konsorten verehrt, sollte ruhig in „Chronicles“ reinhören. Das Album klingt in seiner Mischung interessant und beinhaltet eine Reihe richtig guter Songs.

27.10.2013

- Dreaming in Red -

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1 Kommentar zu Idensity - Chronicles

  1. honksen sagt:

    Da stimme ich Dir zu, treffendes Review. Für mich eine wunderbare Scheibe, erfrischend anders