Ähnlich des vergangenen Pagan Metal-Booms scheint seit einiger Zeit eine Art Fieber für Neo-Thrash, modernen Melodic Death, Metalcore und Co., unter dem Banner “Modern Metal” zusammengefasst, zu kursieren. Ständig schießen neue Bands wie Pilze aus dem Boden, füllen die Roster sämtlicher Labels und als Redakteur wird man geradezu bombadiert mit Platten dieses Genres. Das ist zunächst noch recht interessant und animiert dazu, den eigenen Horizont zu erweitern, doch langsam aber sicher scheint die Idee verbraucht, der Markt überfüllt und jede weitere neue Band dürfte, sofern sie nicht herausragend gut ist oder etwas zu bieten hat, was bisher noch nicht so da war, nur noch für diejenigen interessant sein, die von exakt derselben Musik einfach nicht genug bekommen können.
Das Zweitwerk “Head Break Solution” der russisch-schwedischen Formation ICON IN ME ist eine Art Mittelding. Zum einen kredenzen die fünf Musiker, reduziert man ihre Musik einmal auf die Genre-Einordung, eine Mischung aus den oben genannten Genres Neo-Thrash, Melodic Death Metal und Metalcore/Hardcore. Diese ist recht gefällig, doch weitestgehend wenig aufregend oder gar innovativ: Die Riffs sind brachial und druckvoll, die Drums anspruchsvoll und variabel (hinterm Schlagzeug sitzt übrigens Morten Løwe Sørensen, bekannt von MERCENARY, AMARANTHE u.v.m.) und Fronter Tony JJ (ex-B-THONG, ex-ANGEL BLAKE, TRANSPORT LEAGUE) brüllt sich inbrünstig durch die zwölf Titel. Insgesamt also nicht herausragend gut, schon gar nicht innovativ, absolut durchschnittlich, höchstens etwas darüber.
Betrachtet man die Kompositionen ICON IN MEs jedoch etwas genauer, so zeigt sich, dass damit einfach noch nicht alles gesagt ist, was die Musik des Fünfers ausmacht. So haben die Schweden und Russen beispielsweise einen ausgeprägten Hang zu einprägsamen Melodien, ohne, wie viele Genre-Kollegen, in poppige Gefilde auszuwandern, wie Titel wie das groovig-ausgefallene “Tired And Broken”, das streckenweise sogar bluesige Gitarren und dezente Keyboards zu bieten hat, eindrucksvoll beweisen. Ein paar mehr Blicke dieser Art über den Tellerrand hinaus hätten “Head Break Solution” nochmal ordentlich aufgewertet. Einen weiteren fetten Pluspunkt gibt es für die Gesangsleistung Tony JJs außerhalb der üblichen Shouts, besonders die rockigen, markanten cleanen Vocals können beeindrucken.
Erwähnung finden sollten zu guter Letzt die Gastmusiker, die auf “Head Break Solution” zu hören sind, so wirkten z.B. Andres Björler (THE HAUNTED, AT THE GATES) und Glen Droven (KING DIAMOND, MEGADETH) auf der Platte mit.
Ganz so durchschnittlich sind ICON IN ME also insgesamt doch nicht, auch wenn sie ihr Potenzial leider nicht ganz ausschöpfen und zu häufig versuchen, mit Standards zu glänzen. Deshalb kann ich auch leider nicht ohne weiteres zum Kauf des Albums raten, auch wenn Genre-Fans mit Sicherheit ihren Spaß damit haben werden.
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