Ichor - Siege
Radu Todoran 
Dass die Summe der Einzelteile noch kein großes Ganzes ergibt, beweist einmal mehr der erste Output der Trierer Deathcoreler ICHOR „The Siege“. Diese haben sich bei der Namensgebung in der griechischen Mythologie bedient. Ichor ist dort nämlich die Substanz, die den Göttern an Stelle von Blut durch die Adern fließt. Neue Impulse, oder besser gesagt frisches Blut können sie der Szene allerdings nicht einflößen, auch wenn nur elf Monate nach der Bandgründung bereits ein Deal bei Bastardized Recordings abgestaubt werden konnte.
ICHOR positionieren sich irgendwo zwischen ABORTED und NEAERA, legen aber noch eine ordentliche Schippe Core-Einflüsse mit in die Waagschale. Technisch fein runtergezockt ballert der Fünfer einem alles um die Ohren, was extreme Musik hergibt: schnelle Blast-Attacken, groovige Stampfriffs, Slow-Mo-Mosh-Parts, progige Fingerakrobatik und zeitgemäße Breakdowns. Massenhaft Tempowechsel und Breaks sorgen dabei für die nötige Dynamik und die vereinzelt eingestreuten Melodien und Leads für die nötige Abwechslung. Dazu thront das variable Drumming über Allem. Selbst über dem recht weit in den Vordergrund gemischten Gesang. Dieser ist zwar ebenso variabel und grunzt und keift sich durch die Songs, vermag es aber nicht die Songs unverkennbar zu prägen. Wir halten fest: Die Instrumentalisten können spielen und der Sänger kann singen.
Die Krux an der Sache: Die einzelnen Teile sind zwar durchaus fett, aber hängen bleibt – bei mir zumindest – nichts. Womit wir wieder beim Anfang wären. Es fehlen einfach die richtig dicken Hits, die sich unweigerlich einbrennen. Selbst nach dem dritten, vierten oder fünften Durchlauf: Nichts.
Es bleibt eine spielerisch 1a umgesetzte Platte, die durchaus ihre Momente hat, aber alles in allem mangelt es an der Eigenständigkeit und an der Eingängigkeit.
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