Es gehört ja zum guten Ton einer wahrhaft “trven“ Black-Metal-Kapelle, dass man möglichst wenig Informationen über sich verbreitet. Zumindest sofern es unsere digitale, vernetzte Welt möglich macht. Auch die australischen ICHOR verstehen sich gut darin, ziemlich anonym zu agieren. Sucht man nach der Band, findet man wahrscheinlich eher die gleichnamige Death-Metal-Band aus Trier (die auch einen Hör-Tipp wert ist).
Von Dunst und Licht bei ICHOR
Bekannt ist lediglich, dass deren (ex-?)Mitglieder aus dem Dunstkreis der australischen Kult-Black-Metal-Band NAZXUL stammen und somit auch Teil des “Ordo Ater Anguis (O.A.A.)“ beziehungsweise “Order of the Black Serpent“ sind. Das wiederum ist eine Art Vereinigung satanistischer Black-Metal-Bands aus Australien. 1993 veröffentlichten ICHOR ein erstes Demo, verschwanden dann aber im Äther. Ganze 25 Jahre später kam ihr Debütalbum “God of Thunder God of War“. Für ihr zweites Album “The Black Raven” ließ man sich dann nicht ganz so viel Zeit. Thematisch befassen sich ICHOR mit dem Heidentum der Slawen. Ein Gebiet, das für Australier doch eher ungewöhnlich anmutet.
„The Black Raven“ – Depressive Raben
Stilistisch bewegen sich ICHOR hingegen im Klangspektrum des Depressive Black Metals, der hier noch einen Touch Atmospheric erhält. Doch schaffen es andere DSBM-Bands (zum Beispiel DØDSFERD, NONE, SHINING, BETHLEHEM) schon nach den ersten Klängen eine düstere, emotional aufgeladene Grundstimmung zu erzeugen, die einen noch weiter in sein persönliches schwarzes Loch hinabzieht. Dem gegenüber wirken ICHOR relativ langweilig. Schon der Opener “Journey” mäandert lustlos vor sich hin, ohne je Spannung erzeugen zu wollen. Und das zieht sich über zehn fast unnötige Minuten hin.
Strom ohne Spannung
Dafür sorgt auch die lustlose Produktion, die weder Lo-Fi noch prägnant ist. Die Gitarren wirken wie ein lauwarmer Aufguss und das Schlagzeug wird wahrscheinlich von einem (nicht besonders guten) Drumcomputer simuliert. Auch die anderen Stücke auf dem Album sorgen für keinen besseren Gesamteindruck. Genauso wie im Opener plätschern ICHOR gemächlich vor sich hin. Damit haben sie ein ganz passables Album geschaffen, das man sich zum Einschlafen geben kann. Für mehr reicht es allerdings nicht. Es überrascht vor allem, da Song-Titel wie “Fight, Blood, Fire, Hate“ oder “Veles Is Here“ eigentlich ein Black-Metal-Massaker versprechen. Stattdessen bekommt man eher Kuchen essen mit Oma am Sonntagnachmittag.
Text: Tim Otterbeck
Die Bewertung von 3 Punkten ist schon fraglich… Beim ersten Anhören (Song „Black Raven“) passt Musik, Gesang und vor allem die Produktion. hat mich der Song gepackt? Nicht wirklich, auch wenn er teilweise eine schön melancholische Atmosphäre aufbaut. Handwerlich ist alles ok. Gefühlt ist das Mittelmaß und somit doch eher 5.
Wahrscheinlich tut man der Band mit 3 Punkten aber eher ein Gefallen, denn 5-Punkte Reviews liest ja keiner 😉
Warum Metal.de im Jahr 2021 offizielle „Musikvideos“ nicht in seine Reviews eibettet ist einfach nur schade und ärgerlich. Ist das eine bewusste Entscheidung?
Das offizielle Video ist auf jedem Fall hier zu finden (von Seance Records bereitgestellt):
https://www.youtube.com/watch?v=VVvOKkD6ygs
Ich finde hier beim Großteil der Reviews auch Musikvideos. Nur hier gab’s halt mal keins. Man kann also nicht sagen, dass würde generell nicht passieren.
Stimmt, das kam falsch rüber, da hat ein „immer wieder mal“ gefehlt. Trotzdem nerven diese Aussetzer, insbesondere wenn es ganz offizielle Videos gibt.
Na ja, es ist nicht gerade so, dass man Anspruch auf verlinkte Videos hätte – zumal man hier ja alles bekommt, ohne einen Cent dafür zu zahlen.