IATT - Magnum Opus

Review

IATT (ursprünglich I AM THE TRIREME) sind hierzulande bisher noch weitestgehend unter dem Radar geflogen; dabei hat die Band aus Philadelphia bereits einen ordentlichen Batzen EPs im Petto und veröffentlicht nun mit „Magnum Opus“ ihr drittes Album. Stilistisch lassen sich IATT ganz grob im melodischen Progressive Black Metal verorten, wobei diese Einordnung hier recht weit ausgelegt werden sollte, um Missverständnissen vorzubeugen und allzu sehr aufs Reinheitsgebot bedachten Puristen nicht gleich die Zornesröte ins Gesicht zu treiben.

IATT suchen den Stein der Weisen

Die australischen Kollegen von NE OBLIVISCARIS bieten hier jedenfalls deutlich mehr Anknüpfungspunkte als die skandinavischen Schulen der frühen und mittleren 90er. Passend zum übergreifenden Konzept des Albums, welches sich mit den Geheimnissen der Alchemie beschäftigt, gehen IATT nämlich auf ihrem „Magnum Opus“ völlig frei von Scheuklappen ans Werk und mischen der schwarzmetallischen Basis immer wieder stilfremde Elemente bei.

Die Violine im zwischen gradliniger Raserei und atmosphärischen, von mystischen Mönchsgesängen begleiteten Parts wechselnden Opener „Servitude, Subjugate“ ist da nur der Anfang. Immer wieder lassen IATT flirrendes Tremolo in frickelige Prog-Passagen übergehen, während melodische Leads den Hut vor alten Schweden wie DISSECTION ziehen. Vor komplexen Songstrukturen hat das Quartett jedenfalls keine Angst, wobei man stets songdienlich agiert und den Bogen nie überspannt oder gar den Faden verliert.

Den Vogel schießen die Amis mit „Ouroborus“ ab, wo schwarze Raserei plötzlich von einer Saxophon-Einlage (beigesteuert von SHININGs Jorgen Munkeby) unterbrochen wird, die einen unvermittelt in einen verrauchten Jazz-Club im New Orleans der 1940er transportiert. Im atmosphärischen „Prima Materia“ findet das Saxophon ebenfalls Einsatz, diesmal gespielt von Zack Strouse (BURIAL IN THE SKY). Hier trägt das Instrument allerdings zur düsteren Grundatmosphäre des Songs bei und könnte problemlos einen alten Humphrey-Bogart-Streifen vertonen, Film-Noir-Black-Metal also?

Auch die von Ben Karas (WINDFAERER) gespielte Violine findet noch mehrfach Einsatz; ob nun effektreich gezupft im bedrohlich pirschenden „Elixir of Immortality“, tief melancholisch bei „Exculpate, Exonerate“, wo zum Ende hin leichte Post-Hardcore-Einflüsse durchschimmern, oder beim zwischen Epik und Wahnsinn schwankenden und zusätzlich mit Gast-Vocals von Jake Superchi (UADA) versehenen „Seven Wandering Stars“. Eine Nummer wie „Planes of Our Existence“ zeigt außerdem, dass IATT auch frühen DIMMU BORGIR und CRADLE OF FILTH nicht ganz abgeneigt sind, bevor es im späteren Verlauf des Songs wieder ziemlich verrückt zugeht.

Alchemistisches Experiment geglückt

„Magnum Opus“ erfordert zweifelsohne ein wenig Aufmerksamkeit, ohne dass IATT ihre Hörerschaft aber gleich überfordern würden. Das alchemistische Experiment bleibt stets spannend, läuft jedoch nie aus dem Ruder. Vertreter einer puristischen Auslegung des Black-Metal-Begriffs könnten hier wie gesagt so ihre Probleme haben, denn IATT agieren stilistisch ziemlich offen, besonders die Shouts von Joe Briscoe tangieren auch gerne mal das Hardcore-Genre und die warme, recht moderne Produktion schreit nicht grade „klirrende Eistundra“.

Für ein aufgeschlossenes Publikum gibt es hier allerdings einiges zu entdecken und IATT empfehlen sich einerseits Fans moderner Genre-Vertreter wie NE OBLIVISCARIS oder UADA, während sie gleichzeitig genug eigenes Fleisch auf den Rippen haben, um sich ihre persönliche Nische freizuspielen.

20.05.2022

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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