Manchmal ist es schon seltsam, in welche Bands es manche Musiker treibt. Während Tobias Buck (Gitarre) mit NEAERA recht beachtliche Erfolge einheimst, ist das bei I THE UNLORD beinahe ausgeschlossen. Denn mit den Moshpitanheizern aus Münster hat das Quartett herzlich wenig gemein, und so scheint es, als solle hier eine ganz andere kreative Ader befriedigt werden.
„Praise The Most Dead“ fühlt sich nämlich dabei pudelwohl, irgendwo in die Schnittmenge aus Doom, Sludge und Old School Death Metal zu fallen. Gut, ein paar Einflüsse aus dem Metalcore haben sich auch in den Sound geschlichen, diese sind aber kaum der Rede wert. Bevor hier jetzt Vorbehalte keimen, wo sie nicht hingehören: Mit modernem Metal haben I THE UNLORD soviel gemein wie ABBA mit Grindcore. Aber widmen wir uns lieber dem tatsächlichen Geschehen. Das besteht in der ersten Hälfte vornehmlich aus schweren Gitarren, gemäßigtem, selten ansteigendem Tempo und dem CROWBAResken tiefen Gebrüll von Frontman Rene. Dabei setzen I THE UNLORD auf einen dichten Sound, einen brachialen Groove und teils sägend einsetzende Gitarren, die vor allzu großer Eintönigkeit schützen. Besonders spannend wird es, wenn sich I THE UNLORD gehen lassen und die Vocals mal in bitterböses Keifen empor steigen, das von der dramatisch aufgebauten Instrumental-Kulisse ziemlich einschüchternd wirkt. Ein wahres Highlight birgt dann „Beating A Dead Horse“. Nicht nur, dass der Song ein unheimlicher Brecher ist, dessen Gitarren noch mal zehn Tonnen schwerer wirken als auf dem restlichen Material, nein, auch dank der Gast-Vocals von BLACK SHAPE OF NEXUS-Fronter Malte Seidel haftet dem Song etwas Herausragendes an. Das soll aber die Leistung von I THE UNLORD keineswegs schmälern. In der zweiten Hälfte von „Praise The Most Dead“ hat man noch ein paar Kohlen mehr verheizt, und das Material wirkt noch etwas wuchtiger. Das liegt vor allem am gesteigerten Tempo, so dass z.B. „On Giants Neck“ einer frisierten Planierraupe mit 60 Stundenkilometern gleicht, die alle Hindernisse im Eiltempo überrollt.
Ein Kandidat für das Album des Jahres ist „Praise The Most Dead“ aber leider dennoch nicht. Zwar bietet das Debütalbum der vier Herren einen ziemlich fies tönenden musikalischen Bastard, über ein paar Längen gerade in der ersten Hälfte des Albums kann es aber leider nicht hinwegtäuschen. Das ist aber zu verschmerzen, gerade weil auch Alexander Dietz der Platte einen gewaltigen Sound verpasst hat, der trotz allem Platz bietet, I THE UNLORD erdig, aber gleichzeitig unglaublich wuchtig klingen zu lassen. Für Freunde von CROWBAR und mit Abstrishen sicher auch BLACK SHAPE OF NEXUS und NEUROSIS allemal ein Reinhören wert, für Metalcore-Begeisterte dagegen vermutlich so gar nichts.
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