I.M.nail - Hyena Sunrise

Review

„I.M.nail ist die englische Kurzform für Intramedullary Nail (dt: Marknagel) und bezeichnet ein medizinisches Produkt, welches in Form eines Metallnagels zur Behandlung und Fixierung von Knochenfrakturen in das Innere des Knochens, die Markhöhle, eingesetzt wird.“ – Dank des sehr informativen Pressetextes hätte sich das Mysterium der Namensherkunft dieser Kapelle dann auch geklärt. Was man noch wissen muss: I.M.NAIL stammen aus Koblenz und lassen sich schwer in eine der unzähligen Genreschubladen metallischer Musik stecken. Das behaupten zwar viele Bands von sich, in diesem speziellen Fall stimmt es aber tatsächlich.

Die sechs Songs auf „Hyena Sunrise“ bewegen sich irgendwo zwischen Hardcore, Metalcore, Thrash Metal und Alternative Metal. Besonders der Gesang von Mike Klockner fällt sehr hardcorelastig aus, wohingegen Riffs wie in „Heartwire“ eher nach ganz klassischem Thrash Metal klingen. Breakdowns oder Gangshouts gibt es nicht, sodass der Hardcore-Einfluss doch vor allem am Gesang feststellbar ist. Sowohl stimmlich als auch instrumental gibt es jede Menge Überraschungen und Auflockerungsversuche wie eine weibliche Gastsängerin (immerhin auf drei von sechs Tracks zu hören, vielleicht sollte man mal über ein dauerhaftes Engagement nachdenken) und akustische Intermezzi.

Wie bereits angesprochen legt „Heartwire“ nach dem Bassintro los wie eine Thrashkeule ganz alter Schule. Das klingt streckenweise tatsächlich nach sehr frühen METALLICA, nur etwas düsterer. Zum Refrain hin gesellt sich eine prägnante Leadgitarre hinzu, die die Shouts mit einer angenehm melodischen Note unterlegt. Auch bei „Narcissus Unleashed“ fällt direkt wieder die melodieführende Leadgitarre auf, unterlegt mit thrashig-harmonischem THE HAUNTED-Riffing. Im Refrain muss ich aufgrund der einsetzenden zweiten Gesangsstimme und der entfernt bekannten Melodie lustigerweise an IRON MAIDEN denken.

„Angel Amputee“ unterscheidet sich dann doch recht stark von den beiden vorangegangenen Songs. Das Hard Rock-ähnliche Intro geht zum Vers in ein sehr simples Hauptriff über und dann sind sie da, die weiblichen Gastvocals. Leider stehen diese dem Song eher weniger, das Gejaule im Refrain hätte nicht sein müssen. Der bis hierhin experimentellste Song des Albums endet dann auch, wie könnte es anders sein, mit Blasinstrumenten. Das folgende „Under The Gun“ schlägt dann noch mal in eine ähnliche Kerbe wie Titel eins und zwei. Etwas mehr Metal, etwas mehr Hardcore und etwas weniger Experimente.

Die hat dafür der Titeltrack und gleichzeitig stärkste Song der Platte zuhauf zu bieten. „Hyena Sunrise“ beginnt mit einer akustischen Western-Gitarre die sich zu einem starken Vers steigert. Vom unkonventionellen Solo über das folgende Break bis zum abermals akustischen Outro kann der Song voll überzeugen. „Hyena Sunrise“ endet mit dem obskur-düsteren „A Tighter Love“. Gesprochene Worte über Klavierklänge, wieder weiblicher Gesang und trotzdem trägt auch dieser Song ganz klar die Handschrift von I.M.NAIL.

Auf „Hyena Sunrise“ gelingt es der Band tatsächlich, einen Haufen unterschiedlicher musikalischer Elemente zu einer ganz eigenen Stilrichtung zu verflechten. Die Songs die dabei herauskommen sind nicht nur innovativ sondern auch einfach überwiegend gut, gehen ins Ohr und machen Spaß.

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22.10.2013

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