I - Between Two Worlds

Review

Auch wenn T. C. King, Basser der neuen „Allstartruppe“ I um Abbath, Armagedda, Ice Dale und eben T. C. King (in Marketingsprache ausgedrückt: „members of IMMORTAL, GORGOROTH and ENSLAVED“…) in unserem Interview behauptet, „Between Two Worlds“ könne niemals ein IMMORTAL-Album sein: so ganz stimmt das natürlich nicht, denn: Abbath kann einfach nicht aus seiner Haut.
Das kann man positiv oder negativ interpretieren. Tatsache ist jedenfalls, dass das erste Album nach dem IMMORTAL-Split unverwechselbar die Handschrift des großen Sohnes der nordischen Dunkelheit trägt. Die Riffs, im groovenden Midtempo gehalten und mit stampfenden Drums unterlegt, hätte niemand anderes in Skandinavien so hinbekommen wie der Mann mit dem dritten Schneidezahn. Trotzdem bleibe ich dabei: Alben wie „Pure Holocaust“ und „Battles In The North“ sind und bleiben unerreicht.

Schön zu hören ist allerdings, dass der Mann trotzdem noch Musik schreiben kann und diesmal sogar die Emotion nicht zu kurz kommt. Der Opener „The Storm I Ride“ ist ein ganz und gar nicht kalkulierter, knackiger Metalsong, der durchaus auf der Traditionslinie von MOTÖRHEAD liegt und gleich mit einer überraschend cleanen, variablen Stimme Abbaths überrascht. Diesen Eindruck bestätigt die Platte auch auf den folgenden sieben Tracks, auch wenn die allesamt von anderer Natur sind: I frönen hier dem episch angelegten Black Metal, wie ihn Quorthon vielleicht heute schreiben würde.
Dieser Einfluss gipfelt in dem wahrlich gänsehauterregenden „Far Beyond The Quiet“, dessen beide Hauptriffs sich Minute für Minute ins Rückenmark schrauben, bis man sich vor Rührung kaum noch bewegen kann. Das Stück hat – übrigens als einziges auf „Between Two Worlds“ – das Zeug, ähnlich legendär wie „One Rode To Aasa Bay“ oder „Blashyrkh“ zu werden.

Mit einem derart herausragenden Lied haben sich I unter Umständen selbst keinen Gefallen getan, denn das Album als Gesamtwerk kann dagegen kaum anstinken. Metalalben, auch so gut produzierte, gibt es wie Eis in Blashyrkh. Solide Songs und Soli können auch andere spielen und selbst Abbaths Wiedererkennungswert garantiert keinen Überhammer. Aber vielleicht muss es das auch gar nicht immer sein?! Ein nett anzuhörendes Debut geht allemal in Ordnung. Nach weit über 15 Jahren aktiver Musikerkarriere muss man das auch erstmal leisten!

13.10.2006
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