I Am Revenge - Pit Justice

Review

In vielen Genres würden 30 Minuten für ein vollwertiges Album als ziemlich kurz gelten. Im Hardcore ist das was anderes, zum Glück, wie ich bemerken muss. Das ist mitnichten negativ zu verstehen, nur gerade in dem Bereich ziehe ich es vor, mir kurz die Fresse mit knackigen Songs polieren zu lassen, anstatt dass den Herrschaften bei einem Langstreckenlauf die Puste ausgeht. Wie auch immer, mit einer halben Stunde Spielzeit haben I AM REVENGE schon mal einiges richtig gemacht.

Auch sonst fällt es schwer, wirklich groß zu nörgeln. Die Hamburger gehen ohne Wenn und Aber solide zu Werke, schieben zwischen flotten Parts immer mal wieder Breakdowns ein, die keine wirklichen Akzente setzen, aber auch nicht groß stören. Auch dass I AM REVENGE eine Vorliebe für Metal-Riffs nicht verbergen können, lässt sich nicht bestreiten, dennoch ist „Pit Justice“ eindeutig im Hardcore verwurzelt. Das ist auch gut so, denn gerade dort liegen auch die Stärken der Jungs, die hörbar Testosteron ausschwitzen. Aber es wäre zu einfach, I AM REVENGE in Richtung Proll-Hardcore zu schieben. Dazu ist das Album zu düster, mit grummelndem Bass und durchaus vielschichtigen Feinheiten, die das Debütalbum etwas aus dem tiefen Sumpf des Mittelmaßes herausheben. Klar, ein bisschen Monotonie schleicht sich auch ein, aber gerade gegen Ende greifen I AM REVENGE noch mal in die Finessen-Kiste und sichern sich meine Aufmerksamkeit. Kann man im Vorfeld noch von recht gängigen Ideen und sicher brutalen Breakdowns sprechen, können mich gerade „Armed For Life“ (mit seinen kurzen Ausflügen Richtung Melodic Hardcore) und das abschließende „This Will Never End“ (was für ein bissiger Kracher) in ihren Bann ziehen.

Nein, „Pit Justice“ ist nichts für Feinschmecker, dazu fehlt es auch bei I AM REVENGE an wirklicher Originalität. Doch wer auf düsteren Hardcore, der gerne im Kleinen auch ein bisschen Abwechslung beinhaltet, sollte sich die Hamburger schon mal vormerken. Denn, nicht nur Potential ist vorhanden, sondern vor allem Livetauglichkeit. Was aus der Konserve bei gut 30 Minuten nach solider Kost klingt, dürfte in diesem Fall vor der Bühne für einen brodelnden Kessel sorgen, also vielleicht noch eher ein Ticket für die Show kaufen als die Platte, aber auch bei letzterem macht man zumindest nicht allzuviel falsch.

14.08.2012

Chefredakteur

Exit mobile version