Hyponic - The Noise Of Time

Review

Gurgelnder Funeral Doom wummert aus den Boxen, wenn man „The Noise Of Time“ von HYPONIC die Chance gibt, im heimischen CD-Player ein paar Runden zu drehen. Depressiv dunkle Musik schleppt sich langsam aber stetig und mit viel schwarzem Ambiente durch die Boxen, um an die miefige Luft zu gelangen. Vier Tracks abgrundtiefer Dunkelheit bietet uns diese Band, vier Tracks voller Todesmusik und psychedelischer Geräuschkulissen.

Das Album beginnt mit dem Titelstück „The Noise Of Time“, welches mit schleppendem, aber trotzdem Break-lastigem Schlagzeugspiel daherkommt und von knarrenden Riffs und verträumt depressiv verzerrten Melodien getragen wird. Dazu tief grunzender Gesang, der ein wenig an die Funeral-Doom-Götter ESOTERIC erinnert. Nach ca. sechs Minuten wandelt sich das Stück für zwei Minuten in ein waberndes Industrial-Ambient-Spektakel, um danach in eine Doom-Apokalypse überzugehen. Ziemlich abgedreht und krank, aber mit enormer Wirkung. Wenn man in der richtigen Stimmung ist, ersetzt der Abschluss dieses Liedes einen intensiven LSD-Trip.
„Subconscious Attack“ beginnt mit schwelender Selbstmordstimmung. Supertiefes Slow-Motion-Riffing und eine hypnotisierende Lead-Gitarre (zumeist mit sehr wenigen, lang gezogenen Einzeltönen agierend) erschaffen ein sehr intensives Feeling. „Angriff aus dem Unterbewusstsein“ trifft es ganz gut. Von innen heraus zerbröselt dieses Lied nachhaltig jeglichen Widerstand des Hörers. Schwer und schmerzvoll drangsaliert von der tonal ausgedrückten Pein.
Unglaublich langsam und mit lang gezogenen Grunzlauten kriecht „The Dead, The Stranger“ danach durch die Gehörgänge. Mit ordentlich Hall nimmt das Lied fahrt auf und entfaltet sich nach drei Minuten quälender Aufbauarbeit zu einem fiesen musikalischen Monster mit langsam voranschreitendem, schweren Beat. Zum Ende hin fangen die Gitarren an, derbe zu Sägen, und durch den Kontrast Gitarre/Schlagzeug entsteht eine unheimlich wirksame negative Atmosphäre. Beeindruckend intensiv.
Den Abschluss des Albums bildet „Hymn To The Dark“ und genauso klingt dieser Track auch. Eine kriechende Melodie wird erzeugt und bringt das Lied langsam voran. Der für dieses Album übliche, abgrundtiefe Grabesgesang inklusive sämtlicher Urlaute, rundet die dreiminütige Einleitung gelungen ab. Dann folgt gute zwei Minuten eine morbide Klangcollage, die in der Weiterführung des Anfangsthemas des Liedes resultiert. Hierbei ist besonders hervorstechend das extrem kranke Gitarrensolo. Lange Hammerings und disharmonische Laute bilden den schrägsten, (pseudo-) melodischen Teil dieses Albums. Mit laaangsaaamen Grunzlauten und dem laaangsaaamsten musikalischen Abschnitt dieses Albums wird „The Noise Of Time“ beendet. Ein wahrlich würdiger Abschluss.

„The Noise Of Time“ ist ein Funeral-Doom-Album von richtig guter Qualität. Zwar kommt die Intensität der Stimmung nicht ganz an die schwerst abgefahrenen ESOTERIC heran und hier und dort gibt es sicherlich auch noch einige Aspekte (z.B. Sound, Abwechslung, etc.), die besser hätten ausgearbeitet werden können, aber das sollte den grundsätzlich positiven Eindruck dieses Albums kaum schmälern. Wenn man bedenkt, dass HYPONIC aus China (!) stammen und nicht nur mit drei Contrabässen zur Tat schreiten, sondern richtig fiesen Funeral Alarm veranstalten, „The Noise Of Time“ nach dem 2001 erschienen „Black Sun“ erst ihr zweites Album ist und sie bisher aus unseren Breitengraden so gut wie gar keine Beachtung erhalten haben, wird es verdammt nochmal Zeit, ihnen gebührende Aufmerksamkeit zu widmen.
Hiermit geschehen! Funeral-Doom-Metal-Fans kommt angekrochen, hier gibt es delikaten Nachschub, der als Beschallung eure nächtlichen Rituale (Grabesschändungen, Leichenfledderei oder Beischlaf in verfallenen Mausoleen) angenehm bereichern wird.

29.03.2007

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