Hypocrisy - Penetralia & Osculum Obscenum

Review

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Es ist noch nicht besonders lange her, da ging in sicherlich großer Stückzahl das aktuelle Album “End Of Disclosure“ der Schweden HYPOCRISY über die Ladentheke. Ohne die qualitative Ausprägung der Platte antasten oder diese auch nur thematisieren zu wollen, bleibt dennoch eine klare Tatsache im Raum stehen, die sich allerdings bereits seit Jahren manifestierte: Die Anfangstage der Band sind lange vorüber und aus vielen Köpfen schon ausgespült. Schall und Rauch. Nuclear Blast, das aktuelle Label der Szenegrößen, wirkt diesem durchaus ermüdenden Fakt derzeit mit einer attraktiven Doppel-CD entgegen. Zusammengefasst sind darauf, neben einigen Live-Tracks als Zugabe, die beiden ersten Platten “Penetralia“ und “Osculum Obscenum“. Für alle, denen längst der Nebel des Vergessens ums Denkwerkzeug geschwirrt ist, an dieser Stelle eine kleine Rückbesinnung:

Die frühen Neunziger sind wenigstens eine musikalische Zeit der Rebellion. In ganz Skandinavien sprießen frische Bands aus dem Untergrund, deren Namen heutzutage von dreizehnjährigen Rotzlöffeln getragen werden. Doch eins sei gesagt, die Frühwerke dieser Jungs hätten den Prä-Konfirmanden heulend aus dem Zimmer getrieben. HYPOCRISY gehören zu exakt dieser Sorte an damals unverbrauchten Wut, herrischer Aggression und ungezügelter Wilde. Am besten charakterisiert werden diese Kinderschuhe der Schweden um Mastermind Peter Tägtgren durch deren erste Scheibe “Penetralia“. Der Sänger (auf “Penetralia“ und “Osculum Obscenum“ sang noch Masse Broberg), Gitarrist und Songschreiber war offenbar schon immer ein musikalisch gewieftes Köpfchen und war bereits im Jahr 1992 in der Lage, bestechende Riffs und Arrangements zu schreiben. Wenngleich auf einem wütend simplifizierten Level.

In früher Stockholm-Manier, etwa vergleichbar mit GRAVE-Anfängen, holzen HYPOCRISY hier los wie auf kaltes Eisen. Auch wenn etwa Lars Szöke, genauso wie Tägtgren, die sich die Arbeit hier teilten, am Schlagwerk nicht immer den Gipfel der Tightness darstellten, bleibt “Penetralia“ durch seine freigesetzten Urinstinkte ein abgrundtief böses und gleichermaßen starkes Album. Dabei geht nicht jeder Track so geil ins Ohr wie der monströse Namensgeber für die Platte oder das vergleichsweise melodische Stück “To Escape Is To Die“, aber dennoch versprüht dieses Debüt einen ungeahnt wuchtigen jugendlichen Charme, der auch im Jahr 2013 noch ungetrübt blüht.

In der Chronologie sowie im Doppel-CD-Set folgt im Anschluss “Osculum Obscenum“, für mich vielleicht DAS Meisterwerk von HYPOCRISY. Die Frage nach dem warum und weshalb ist im Grunde relativ schnell beantwortet, denn die Schweden bleiben sich stilistisch hinsichtlich des Vorgängers treu, doch haben mächtig, ja wirklich enorm mächtig, dazugelernt. Sei es schlicht die instrumentale Ausführung oder das ausgereiftere Songwriting. War “Penetralia“ noch ein Wutbatzen mit jugendlichem Drang, so ist das zweite Album aus dem Jahr 1993 ein erwachsenes Album mit der gleichen Emotionalität geworden.

Das ist bereits zu Genüge zu hören, wenn die ersten Blitze des Openers “Pleasure Of Molestation“ in Mark und Bein gehen. Bis zum gelungenen “Black Metal“-Cover von VENOM sitzt jeder Track, allesamt absolut “Over The Top“. Auch wenn die Messlatte im zweiten Teil der Scheibe nicht mehr ganz so hoch liegt, bleibt “Osculum Obscenum“ tatsächlich eines der stärksten klassischen Schwedentod-Alben aller Zeiten. Als Fan kommt man absolut nicht um diesen Brocken herum!

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06.07.2013

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1 Kommentar zu Hypocrisy - Penetralia & Osculum Obscenum

  1. Hans-Hubert sagt:

    Rerelease #4465. Nervt. Die Alben find ich allerdings geil… sowieso mag ich die alten Hypocrisy, bevor sie mit diesem Kuschelkram im Synthetiksound angefangen haben, lieber.