Hypocrisy - Catch 22

Review

Was soll man vom neuen Werk aus dem Hause Hypocrisy erwarten? Mastermind Tägtgren kündigt allerorts an, dass er und seine Mitstreiter ab sofort Großes mit ihrer Band vorhaben, sich den Arsch abtouren wollen und sogar das Saufen auf Tour sein lassen werden, um ihren Fans mehr bieten zu können und neue dazu zu gewinnen. Überall wurde von einer moderneren Ausrichtung Hypocrisys geredet, die sogar vor dem Verwenden von New Metal-Elementen nicht Halt machen sollte. Passt das nach dem eher gothic-lastigeren Meisterwerk „Hypocrisy“ und dem kompromisslosen Todesbleihammer „Into The Abyss“ wirklich zu dem Weg dieser Institution? Nach dem ersten Hördurchlauf von „Catch 22“ muss ich diese Frage leider verneinen. Man erkennt zwar sofort, dass es sich trotz der neuen, teilweise stark an Tägtgrens Zweitband Pain erinnernden Einflüsse und des streckenweise viel cleaneren Gesangs um Peter und Co. handelt, aber Songs wie das sehr New Metal-lastige „Turn The Page“, das mit einem für Hypocrisy eher untypischen Piano-Intro beginnende „The Egde Of Madness“ oder der aufs Nötigste reduzierte Banger „Destroyed“ wollen anfangs nicht recht in das bisher bestehende Bild der Schweden passen. Auch fehlen auf den ersten Blick Hymnen wie „The Final Chapter“, „Until The End“ oder „Deathrow (No Regrets)“, die einen mit ihrem Refrain und ihrer Melodie sofort packen und diesen Griff nicht mehr lockern. Doch in „Catch 22“ steckt ein unheimliches Wachstumspotential. Moderne Einflüsse hin oder her, hat man sich erst einmal an das neue Fahrwasser Hypocrisys gewöhnt, knallen Songs wie der Opener „Don’t Judge Me“, „A Public Puppet“ oder „Another Dead End (For Another Dead Man)“ einfach wie ein fetter Tritt in die Magengegend aus den Boxen. Und siehe da, auf einmal offenbaren sich dem Hörer auch die am Anfang vermissten Melodien, was daran liegt, dass sie nicht so plakativ in den Vordergrund gestellt sind wie noch auf den Vorgängeralben. Zusätzlich wird das Keyboard auch nur sehr spärlich und dezent eingesetzt. Man muss sich die fesselnden Melodiebögen eben erst heraushören. Hat man dies einmal geschafft, lassen einen Tracks wie „Seeds Of the Chosen One“ (göttlich!!), „All Turns Black“ oder „Uncontrolled“ nicht mehr los. Mit Sicherheit werden sich einige alte Die Hard-Fans von diesem Album vor den Kopf gestoßen fühlen und wutschnaubend das Weite suchen. Wer aber ein wenig aufgeschlossen ist, wird mit „Catch 22“ seine helle Freude haben, auch wenn es nicht ganz an Alben wie „Abducted“, „The 4th Dimension“ oder „Hypocrisy“ herankommt. Ob Hypocrisy mit ihrem diesem Output der absolute Durchbruch gelingt, wage ich jetzt hier aber nicht zu beurteilen.

13.03.2002
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