Hydria - Freakshow

HYDRIA sind eine jener Bands, denen in manchen Teilen der Metal-Welt garantiert tiefste Verachtung entgegenschlägt. Poppige Stücke mit gefälligem Frauengesang und ohne jede Angst davor, auch mal die Kitsch-Grenze zu überschreiten – natürlich wird man da die obligatorischen Herabwürdigungen als vermeintlicher NIGHTWISH-Klon über sich ergehen lassen müssen. Doch bei genauerer Betrachtung ist den Brasilianern mit „Freakshow“ dennoch ein gutes Album gelungen.

Klar, der Originalitätspreis geht in diesem Jahr sicherlich nicht an HYDRIA, doch klingt „Freakshow“ weniger nach NIGHTWISH als nach den holländischen Kollegen WITHIN TEMPTATION oder auch DELAIN. Größte Stärke ist sicherlich der starke Gesang von Raquel Schüler, die mit der perfekten Stimme für diese Art Musik gesegnet ist. Da hätte dann auch die Produktion ruhig etwas weniger glatt ausfallen und die eine oder andere Ecke und Kante stehenlassen dürfen.

Obwohl das Songwriting immer wieder an bekannte Stücke anderer Female-Fronted-Größen erinnert, darf man sich doch an HYDRIAs Gespür für fantastische Ohrwurm-Melodien erfreuen. Klar, wer „poppig“ für ein Schimpfwort hält, ist auch immun gegen den Feelgood-Faktor des radiokompatiblen Titeltracks oder der Halbballade „Believe“. Doch die Zielgruppe ist ohnehin eine andere und schreckt vor den reichlichen Kitsch-Anleihen nicht zurück. Etwas weniger Zuckerguss hätte es unter dem Strich sein dürfen, doch darf man einer jungen Band wie HYDRIA auch ein gewisses Entwicklungspotential zugestehen.

Im ersten Moment wirken die vielen elektronischen Spielereien und Synthie-Einsprengsel leicht störend, doch hat man sich erst einmal daran gewöhnt, wird deutlich wie gekonnt HYDRIA diese in die Arrangements eingebunden haben. So würde das treibende „Reality Shows“ ohne das 8bit-Spielkonsolen-Intro und die dezenten Vocoder-Spielereien nur halb so spannend. So ist „Freakshow“ zwar sicherlich kein perfektes Album, der kompositorischen Klasse von HYDRIA muss man aber auf alle Fälle Respekt zollen.