Hyban Draco - Dead Are Not Silent

In Spanien scheinen DISSECTION besonders eingeschlagen zu haben. Komisch eigentlich. Aber Bands wie DEMONLORD oder aktuell HYBAN DRACO zeigen, dass junge Spanier ganz offensichtlich eine große Affinität zu melodischem Black/Death Metal haben. Schade nur, dass qualitativ bis jetzt niemand mit dem Original mithalten konnte. Und, soviel kann ich schon verraten: Das ändert sich auch mit „Dead Are Not Silent“ nicht.

Unter der Ägide des kreativen Kopfs Hyban Sparda zeigen HYBAN DRACO auf ihrem zweiten Album allerdings, dass sie durchaus das Zeug hätten, einige mehr als anständige Songs auf die Kette zu kriegen. Der Gitarrist hat hörbar an seinen sechs Saiten eine Menge auf dem Kasten und besticht mit melodischen Fideleien, die zwar in ihrer Eleganz und ihrem Fluss nicht an das Können Jon Nödtveidts heranreichen, aber sich durchaus hören lassen können. Da kommt der Rest der Band nicht ganz mit – übrigens beschleicht mich trotz der Bookletfotos, die HYBAN DRACO als Quartett mit menschlichem Drummer ausweisen, immer wieder das Gefühl, hier einem Soloprojekt mit Drumcomputer zuzuhören.

Das spielt aber letztlich keine Rolle, weil es die Platte auch nicht besser oder schlechter macht. Im Übrigen ist „Dead Are Not Silent“ weder das eine noch das andere, sondern im Grunde ein gut gemachtes, besseres Demo. Woran es nämlich scheitert, ist, dass es dann doch keine mehr als anständigen Songs zu hören gibt: Der weitaus größte Teil des Materials ist leider allzu DISSECTION-inspiriert, Eigenarten und Mut zu persönlichem Stil sucht man in dieser Dreiviertelstunde vergebens. Einzig die hier und da auffällige Tendenz zu Heavy Metal-Riffing und ein paar Synthesizer-Intermezzi unterscheiden die Spanier latent von vielen ihrer zahllosen nacheifernden Kollegen. Gerade zum Ende hin leidet dann auch die Qualität der Songs merklich und verfällt in uninspiriertes Gedudel, das dazu verführt, die Funktion der Stop-Taste zu testen. Mit deutlich mehr individueller Ausdruckskraft (und bitte auch mal einem Cover, das keinen Brechreiz verursacht) könnten es HYBAN DRACO mit der dritten Platte landesintern dann aber doch ins Mittelfeld schaffen.