Es ist schon ein ziemliches Durcheinander. Irgendwie machen HUMAN ASHTRAY ja schon etwas Schönes, ach nee thematisch ist das eher ein Dunkelkapitel der globalen Technikentwicklung. Auch musikalisch ist “Pripyat“ eher Standard, denn wirklich unglaublich gut oder gar schön. Was hier eben wirklich mehr als beeindruckend ins Auge sticht, ist die optische Aufmachung der CD, die tatsächlich an eine Hollywood-Produktion unter den Fittichen von Nuclear Blast oder Ähnlichem erinnert. So bekommt man hier einen ansehnlichen Pappschuber im DVD-Format (daher auch das verzerrte Artwork an dieser Stelle) mit tollem Cover und einem Booklet, das mit interessant gezeichneten Comics und kurzen Texten die Tragödie der Tschernobyl-Auswirkungen auf die Stadt im Sperrgebiet wiedergibt.
Bei “Pripyat“ handelt es sich also um eine mittlerweile medial bekannte Stadt im Norden der Ukraine, die im Radius des 1986 in die Luft gegangenen Atomkraftwerks Tschernobyl lag und in dessen explosiver Folge sofort evakuiert wurde. Mittlerweile hat die Geisterstadt als Rummelplatz ohne Besucher eine ganz eigene bedrückende Atmosphäre, die mittlerweile von vielen Touristen fraglich ausgekostet wird. HUMAN ASHTRAY aus Spanien wollen mit ihrer Thematik aber eher auf die Fähigkeit des Menschen aufmerksam machen, innerhalb nur weniger Handlungen Stand und Verfall seinerselbst unter Kontrolle zu haben.
So, nun habe ich eine ganze Menge über das Drumherum erzählt, viele Worte verloren, und doch nichts zur Musik gesagt. Das hat zum Einen den Grund, dass die Umzäunung hier in der Tat überdurchschnittlich ansehnlich, beziehungsweise von Belang ist. Auf der anderen Seite aber auch, weil der musikalische Teil von “Pripyat“ erschreckend belanglos daherkommt. Richtig, bei ziemlich eindeutigem Deathcore, gespickt mit ein paar Riff-Fingerspitzen modernem Death Metal, fallen heutzutage keinem mehr die Ohren vor Überraschung ab, doch hier überkommt mich das Gefühl, als hätten es HUMAN ASHTRAY sogar darauf angelegt, möglichst standardkonform, ja bestmöglich angepasst zu klingen.
Diesen scheinbaren Anspruch erfüllen die Spanier bis auf einen Aspekt mit Bravour, denn lediglich die Produktion erscheint mir für eine trendige Deathcore-Uniform etwas zu rau, stellenweise gar ein wenig dumpf. Ansonsten zwängen sich HUMAN ASHTRAY in ein eng geschnürtes Korsett aus phasenweise recht todesmetallisch anmutenden Riffs, einigen Breakdowns und kraftvollem Druck auf der Kanüle. Doch etliche Male gehört, vor allem etliche Male besser gehört, verpufft “Pripyat“ ähnlich schnell, wie es mit dem gleichnamigen Ort seinerzeit geschehen ist.
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