Hubris - Metempsychosis
Review
Die Anzahl an Bands und Projekten, die sich dem instrumentalen Post-Rock verschrieben haben, wird mittlerweile immer unübersichtlicher. HUBRIS aus Fribourg in der französischsprachigen Schweiz gehören ebenfalls dazu und haben es – einschließlich des hier besprochenen – mittlerweile immerhin auf drei Alben gebracht. Wie der Bandname bereits nahelegt, beschäftigt sich das Quartett mit der griechischen Mythologie: Die Hybris, die Selbstüberschätzung in extremer Form, bildet die Grundlage für das Scheitern vieler Helden der antiken Sagen. Auf „Metempsychosis“ werden gleich sechs der bekanntesten Figuren musikalisch unter die Lupe genommen.
HUBRIS – Leichtfüßige Geschichsstunde
Das Album beginnt leichtfüßig, die schwebenden Keyboard-Flächen im Hintergrund geben „Hepius“ einen geradezu ätherischen Anstrich. Auch die träumerischen Gitarren wirken entspannend und erzeugen am ehesten ein sommerliches Urlaubs-Feeling. Selbst dann, wenn „Hepius“ das erste Mal so richtig Fahrt aufnimmt, bleibt die geradezu sorglose Atmosphäre erhalten. Das ausschweifende Ende ist allerdings ein wenig zu lang geraten und bildet keinen wirklichen Schlusspunkt.
Die fluffige Grundstimmung setzt sich auch in „Dionysus“ weiter fort, auch wenn es stellenweise um einiges dynamischer zugeht. Hier zeigt sich aber bereits ein zentrales Problem von „Metempsychosis“. HUBRIS schaffen es nicht, Spannungsbögen oder zumindest eine gewisse Dramatik aufzubauen. Durch das Aufblasen der Songs auf – im Falle der ersten beiden Kompositionen – jeweils elf Minuten verstärkt sich der Eindruck einer gewissen Beliebigkeit sogar noch. Auch durch gelegentliche Variation von Tempo und Melodien – die übrigens, für sich genommen, durchaus gelungen sind – ändert sich dies kaum.
In „Adonis“ sinkt die Temperatur ein wenig, ein paar lockere Nebelschwaden ziehen herauf und erzeugen ein gewisses Ambient-Feeling. Die warmen Gitarren durchbrechen die anfänglich unterkühlte Atmosphäre jedoch schnell. Nachdem über weite Strecken sehr wenig passiert, lässt die zweite Hälfte mit einem kraftvollen Riff aufhorchen. Der Höhepunkt des Songs gehört dann auch zu den intensivsten Momenten der Scheibe, der Weg dorthin gestaltet sich aber eindeutig zu lang.
Während „Icarus“ die Geschichte desselben und seines Vaters Dedalus mit Hilfe eines Sprachsamples erzählt, wird dieses nur von einigen minimalistischen Synthesizer-Klängen begleitet. Es handelt sich also eher um eine Einleitung, die allerdings deutlich zu lang geraten ist. Das folgende „Dedalus“ soll dann offenbar die Tragik der Figur noch einmal musikalisch aufarbeiten. Tatsächlich gehören die enthaltenen Melodien zu den schönsten des Albums und machen den Song zu einem kleinen Höhepunkt, auch aufgrund der etwas kompakteren Spielzeit. Dennoch wäre auch hier etwas mehr Dramatik, die das Thema ja durchaus hergibt, wünschenswert gewesen.
Mit „Heracles“ wird als Finale der griechische Held behandelt, dem göttliche Ehren zuteil wurden und der bekanntlich sogar in den Olymp aufgenommen wurde. Die Percussions zu Beginn erinnern an den Anfang der Platte, der Kreis schließt sich somit. Wer allerdings ein mächtiges Ausrufezeichen als Abschluss erwartet, wird enttäuscht. „Heracles“ zählt vielmehr zu den schwächsten Nummern und entlässt den Hörer eher mit einem Achselzucken.
Tut niemandem weh – „Metempsychosis“
HUBRIS spielen keine Musik, die fesselt, ständig neugierig macht und nach mehr dürsten lässt, gespannt auf das, was sich vielleicht hinter der nächsten Ecke verbirgt. Ecken und vor allem Kanten finden sich in ihrer Musik nämlich kaum. Ein Stück weit ist dies sicher beabsichtigt. Immer dann, wenn die Künstler abschweifen, tut dies der Hörer auch, vergisst die Zeit, oft genug aber ebenfalls die Musik, die da eigentlich gerade spielt.
„Metempsychosis“ ist also eher ein Album zur Hintergrundbeschallung, das angenehm nebenher laufen kann und in erster Linie entspannt. Das ist im instrumentalen Post-Rock jetzt nicht unbedingt neu oder ungewöhnlich – große Meister des Fachs, wie LONG DISTANCE CALLING, schaffen es aber einfach, die interessanteren Songs, die eben auch im Kopf bleiben, zu schreiben. HUBRIS tun mit ihrem dritten Album niemandem weh, zu mehr langt es aber leider auch nicht.