Dakhma - Hamkar Atonement

Review

“Hail Satan!“ war gestern – mit dem neuen DAKHMA-Album greift im gepflegten Underground Black Metal eher der Tenor “Nieder mit Ohrmazd!“. Zumindest, wenn es nach den zwei Schweizern geht. Der Bandname ist nicht nur der Begriff für ein Grab der Zarathustrer, DAKHMA ist auch eine Band, die mit ihrem ersten Full-Length Album selbst die schönste Welt in finstere Schatten hüllt. Ohrmazd gilt im Zarathustrismus oder auch Zoroastrismus als Schöpfergott. Die Schweizer huldigen dieser alten persischen Religion und hypnotisieren mit ihrem neuesten Album “Hamkar Atonement“, was so viel heißt wie “die Strafe des Helfers“, ihre Zuhörerschaft souverän in tiefe Abgründe.

Mit DAKHMA in 1.000 und einer Nacht zum Black Metal

Bevor das Tor zur Hölle geöffnet und völlige Dunkelheit hereinbrechen kann, muss zunächst das Gute bezwungen werden – mit “The Glorious Fall of Ohrmazd“ geschieht genau das. Nach vier Minuten ist dank dumpfer Trommeln, Klangschalen und bedrohlich-dämonischen Sprechgesangs ein ritueller Trancezustand erreicht, der den Zuhörer in ein Meer aus Blastbeats, Tremolos und rauen Growls eintauchen lässt.

“Varun“ macht den orientalischen Einschlag ganz deutlich – Blechtrommeln und nahöstliche Saiteninstrumente schaffen eine Atmosphäre wie in 1.000 und einer Nacht, die schnell in einem tosenden Sturmfeuer aus gutturalen Vocals und kreischend hohen Leadgitarren mündet. Auffällig ist hier die Chaos-Komponente aus verschiedenen Tempovariationen und zwei Gesangsarten, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht.

“Nanghait“ liefert neben anfänglich rituellen Klängen wieder Geschwindigkeitswechsel, die sich mit unterschiedlichen Gesangsvariationen paaren und eine bedrohliche Finsternis errichten. Besonders düster wird es, wenn Growling auf langsames Tempo und tiefe Trommeln trifft. Auch in diesem Titel spielen Tremolo-Picking und die hohe E-Gitarre wieder eine bedeutende Rolle, indem sie dem kriegerischen Soundgemenge einen Spannungsbogen verleihen.

Auch die restlichen drei Titel warten mit einer gruselig spukenden Atmosphäre auf, die teilweise etwas von Filmmusik hat und in der Produktion eine hohe Qualität aufweist. Im Verlauf der Songs mischt sich gelegentlich auch wehklagendes Schreien unter rituelle Chants und verleiht dem Album zusätzlich eine besondere Note.

“Hamkar Atonement“ bläst dem Orient die Lichter aus!

Nachdem die Schweizer ein Jahr nach ihrer Bandgründung 2014 mit klassischem roh produzierten Black Metal durchgestartet sind, landen sie mithilfe orientalischer Einflüsse und zermalmenden Riffs in “Hamkar Atonement“ nun einen wahren Volltreffer. Konzeptionell mögen Bands wie Batushka und Behemoth ähnlich sein. Doch während die das Christentum in ihrer Musik kurzerhand umkehren, ist der Zarathruismus im Black Metal noch weitestgehend unbekannt und taufrisch.

DAKHMA liefern mit verhältnismäßig langen Songs auf über einer Stunde ein sensationelles Gemisch aus Black und Death Metal. Durch die subtile nahöstliche Komponente lässt sich ihre Musik zu Recht als “Zoroastrischen Death Metal“ bezeichnen. Jeder einzelne Titel frönt dabei in höchstem Maße purer Zerstörung und doch erzählt jeder für sich einen Teil der gesamten Entstehungsgeschichte der Erde. Die dunklen rituellen Schwingungen setzen neue Maßstäbe für das Böse und reißen den Zuhörer mit einer gelungenen Komposition aus runden und feinfühligen Übergängen sowie experimentellen Instrumentalvariationen hinab in tiefe Schluchten allumfassender Schwärze.

23.09.2018
Exit mobile version