God Is An Astronaut - Epitaph

Review

Auf die irischen Post-Rocker GOD IS AN ASTRONAUT ist Verlass… stets im Rhythmus von zwei bis drei Jahren kam ein Album heraus, nun steht nach dem letzten Longplayer „Helios/Erebus“ (2015) mit „Epitaph“ der neueste Streich an.

Im Gegensatz zu so Kollegen wie LONG DISTANCE CALLING oder MOGWAI, die auch (hauptsächlich) in der instrumentalen Post-Rock Landschaft wildern, aber hin und wieder durchaus rockigere oder sogar mal härtere Einflüsse mit einfließen lassen, waren GOD IS AN ASTRONAUT eigentlich seit jeher eher auf der ruhigeren, relaxteren Seite unterwegs… ob mal beschwingt, fröhlich und flott unterwegs wie in den Anfangstagen eines „The End Of The Beginning“ und „All Is Violent, All Is Bright“ oder eher hin und wieder auch melancholisch, nachdenklicher, ausgefeilter im Songwriting wie auf den Nachfolgern. Sie waren in meinen Augen immer ein wenig zugänglicher, besser konsumierbar, ihr Sound hätte unter Umständen eher den Weg zu Indie-Rockern oder Clubgängern finden können als der der zuvor genannten Kollegen, so meine Hypothese.

 

Das Spiel mit Licht und Schatten – und neuen Musikeinflüssen – packen GOD IS AN ASTRONAUT auf „Epitaph“ gekonnt an

Auf dem neuen wird das Spiel zwischen Licht und Schatten direkt schon im Opener zelebriert. Melancholisches Piano leitet ein, recht ungewöhnlich stark verzerrte Gitarren dröhnen unangenehm im Hintergrund herum, bevor der Song dann wieder ein wenig aufbricht und auch mal ein paar Sonnenstrahlen hereinlässt mit Frauengesang und hoffnungsvoller Melodie auf dem Piano.
Dieses Wechselspiel wird auch im Rest des Albums so durch exerziert und lässt atmosphärisch stellenweise an seichtere AGALLOCH-Momente erinnern, ein andermal werden elektronische Synth-Einflüsse mit (für GOD IS AN ASTRONAUT Verhältnisse) schweren Riffs gepaart, die an Doom erinnern. Also man kann nicht behaupten, dass GOD IS AN ASTRONAUT in Mikrodosierung keine neuen Einflüsse zu lassen und sich nicht weiterentwickelt haben. Das Kunststück was GOD IS AN ASTRONAUT schaffen ist, mit eigentlich recht simplen Songs und diesem Kontrastpaar aus Freude und Leid ein ganzes Album zu füllen und es nicht langweilig werden zu lassen, was definitiv dem guten Songwriting zuzuschreiben ist. So gibt es eine simple, sich aufbäumende Klimax in „Mortal Coil“, das auch wieder ruhig ausgeleitet wird und somit quasi den vorigen Song ein wenig kopiert, aber trotzdem immer noch wahnsinnig gut funktioniert. Ruhige, beinahe entspannte Momente wie in „Winter Dusk/Awakening“ werden von im Ambient verwurzelten Momenten mit Amp-Gewaber abgelöst, was die Musik vom Post-Rock löst und somit eine weitere Facette gibt. Kurzzeitig wird es sogar mal ein wenig flotter und man bricht aus der Depression aus, nur um durch schwere Riffs und beinahe in Richtung Noise/Drone gehende Passagen darauf wieder hinab gezerrt zu werden („Seance Room“).

 

Eine gewisse Gleichförmigkeit stört den Gesamteindruck auf „Epitaph“

Die einzige Schwäche ist eine gewisse Gleichförmigkeit, die sich durch das ganze Album zieht. Das ist aber denke ich bei vielen instrumentalen oder auch Post-Rock Bands so und dem Songwriting ein Stück weit geschuldet. Jemand anderes schrieb in seinem Review, dass Musik nicht zu sehr durch Technik oder Genre-Zugehörigkeiten ausgedrückt werden sollte, sondern durch Emotionen. Im Post-Rock ist das definitiv auch der Fall. Dass dies das erklärte Ziel auf diesem Album war, wird auch klar. Wo der eine Song aufhört und der nächste anfängt, bekommt man ohne auf die Übergänge im Player zu achten sonst nicht mit. Somit dürfte auch „Epitaph“ eher ein Album sein, was man in schweren Momenten auflegt oder wenn man sich bewusst Zeit nimmt und in einer Soundlandschaft versinken will, nicht für zwischendurch. Ein Song wie „Komorebi“ schwebt zwar recht leicht, wirkt aber eher wie ein überlanges Intro zum folgenden Song, da über die fünfeinhalb Minuten nicht wirklich etwas passiert (kein Key-Change, keine Ausbrüche, gar nix). „Medea“ tappt beinahe in dieselbe Falle wenn, ja WENN nicht in der zweiten Hälfte im Prinzip zwar wieder vorausgegangenes kopiert wird, – zu Licht gesellt sich nun wieder  Schatten in Form von einer unheilvollen Atmosphäre und den vielleicht bösesten Riffs auf dem gesamten Album – aber das durchaus Dynamik reinbringt und den Song interessant macht. Closer „Oisin“ ist dann das vielleicht emotional berührendste Lied, wenn man den Hintergrund kennt. Ist es doch ein Lament an den verstorbenen Cousin des Gitarre/Bass Duos der Gebrüder Kinsella. Sonst würde man wahrscheinlich „nur“ einen weiteren Track darin sehen, der nicht unbedingt über dem Rest des Albums steht. Summa summarum geht die gewisse Leichtfüßigkeit und Spielfreude, die GOD IS AN ASTRONAUT auf ihren Vorgängern immer irgendwie mit drin hatten, ein wenig flöten. Ihr Abwechslungsreichtum auch. An deren Stelle tritt eine emotionale Tiefe mit neuen, interessanten stilistischen Einflüssen, die aber über die Dauer ein wenig gleichförmig wird. Was bevorzugt wird, muss jeder selber entscheiden.

 

22.04.2018
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