Schon der Erstling „Black Molten Essence“ der NRW-Schwerenöter von HRAUN hat einen mittelprächtig bis anständigen Fußabdruck hinterlassen. Mit „Within The Weeping Meadows“ geht es jetzt weiter im Stile der älteren MOOSNPELL und KATATONIA. Lyrisch verarbeitet die Band laut eigener Aussage sehr persönliche Erfahrungen über Verlust und Hoffnung.
Keine Sommermusik von HRAUN
Und so mäandern die Songs mit durchgehend angezogener Handbremse zwischen Traurigkeit und Dunkelheit abstrakt hin und her. Das lässt sich genre-technisch nicht eindeutig verorten und man setzt beim Sound auf eine Death-Metal-typische, dicke Produktion, wobei Keyboards für genügend Atmosphäre sorgen. Die Vocals sind extrem abwechslungsreich und changieren zwischen tiefem Growling, Sprechgesang und Clean Vocals hin und her. Aber auch einem gewissen Rainer Landfermann wird mit einem Song wie „Komm Und Brenne“ Tribut gezollt, während Blastbeats von einem gedrosselten Piano im Zaum gehalten werden.
Dark Metal trifft auf Doom und DSBM
Derzeit offenbart ein Blick aus dem Fenster folgendes Szenario: Glückliche Familien flanieren durch einen sonnendurchfluteten Park, die Vöglein zwitschern, überall ist Gelächter zu hören. Der Sommer hält endlich Einzug. Dazu mag „Within The Weeping Meadows“ überhaupt nicht passen. Das Phänomen an dem Album ist, dass man beim Hören direkt geerdet wird und Glücksgefühle schlagartig verflogen sind. Das liegt aber nicht ausschließlich an den meist beeindruckenden Songs. Es verbergen sich auch käsige Schmonzetten wie „Blank Sheets“ zwischen all der Düsternis, das auch auf einem EVANESCENCE-Album einen berechtigten Platz finden würde.
„Within The Weeping Meadows“ will vielleicht zu viel
Und dann lassen HRAUN mit „Rastlos“ unvermittelt wieder die Hose herunter und verabschieden sich von jeglicher Schönfärberei. Hier möchte jemand ganz offensichtlich nicht in seiner eigenen Haut stecken. Natürlich ist der eingesetzte Bariton nicht immer auf dem Punkt, aber genau diese Dissonanzen machen den Song zu einem bedrohlichen Ungetüm. Auch der Gothic-Fraktion wird Rechnung getragen, indem HRAUN „Marian“ aus dem Hause SISTERS OF MERCY eine Chance geben. Natürlich ist die Interpretation passend, aber auch hier ist der Klargesang die Achillesferse. Am Ende bleibt ein verzichtbarer Versuch.
Mit „Dreifachmond“ erklingen gar mittelalterliche Folk-Metal-Klänge, was wieder zu einem Spin führt, der – nun ja – gewöhnungsbedürftig bleibt. Am Ende von „Within Weeping Meadows“ müssen sich HRAUN der Frage stellen, welche Adressaten die Musik eigentlich erreichen kann? Zu ambitioniert scheinen all die Mixturen aus Wohlklang und krankem Scheiß. Vielleicht bleibt von einer erhofften Nische nur noch eine schmale, kaum zu durchdringende Ritze im Grabstein.
Je nach Gusto finden sich anteilig jeweils sehr gute Blackened-Dark-Metal-Songs oder Gothic-Dark-Wave-Versatzstücke. Jeder Teil für sich allerdings auf einem sehr anständigen Niveau.
Der Vorgänger war richtig stark, hier fehlt jedoch die Kraft, weshalb das Teil vielmehr nur vor sich hinplätschert. Schade.