Khthoniik Cerviiks und Howls Of Ebb - With Gangrene Edges / Voiidwarp

Review

Review von Alexander Santel

So, nun haben sich also die amerikanischen Bizarro-Deather aus dem sonnigen Kalifornien mit dem Dortmunder Untergrundkommando zusammengetan, um knapp 40 Minuten vertonten Wahnsinn auf Platte zu pressen. Der gemeinsame Nenner beider Kapellen? Hundsgemeiner, gruftiger Death Metal beziehungsweise Black/Thrash, der sterile und glattgebügelte Überproduktion scheut wie der Teufel das Weihwasser und dem nachvollziehbares Songwriting und Eingängigkeit – kurz Verdaulichkeit – ein Graus sind.

Räudig, gruftig, gut – HOWLS OF EBB und KHTHONIIK CERVIIKS splitten sich

Diese Form des Death Metal scheint in letzter Zeit wieder verstärkt aus den Höhlen zu kriechen. Die Amerikaner HOWLS OF EBB erinnern mit ihren schrägen Riffs und der unheimlichen Atmosphäre hin und wieder an AUTOPSY, könnten aber auch der Gemeinde von Todeskapellen wie QRIXKUOR, CTHE‘ILIST, BLOOD INCANTATION, DEMILICH oder MORBUS CHRON schmecken. KHTHONIIK CERVIIKS zocken seit ihrer im Untergrund gefeierten EP „Heptaedrone“ (2014) und dem tollen Debüt „Serologiical Scars“ (2015) einen rumpeligen Black/Thrash/Death-Bastard – ebenfalls mit vielen schrägen Riff-Einfällen, die sich dem Logo und Titel entsprechend oft an VOIVOD anlehnen (genauer an Göttergaben wie „Nothingface“ und „Dimension Hatröss“ wohlgemerkt).

Blüargh!

Die A-Seite mit drei Songs von HOWLS OF EBB wird von modriger Friedhofsschaueratmosphäre und Glocken eingeläutet. Im Opener „Babels Cathechism“ spielen einem dann die ersten wirren Riffs langsam um die Ohren, das Schlagzeug rumpelt vor sich hin und die Texte werden rausgeröchelt. In der Mitte geht der Song ein wenig mehr nach vorne, bleibt mit dem eingängigen, aber schrägen Hauptriff aber immer noch herrlich modrig. Zu dieser Atmosphäre trägt auch der gut hörbare Bass bei. Ähnlich wie die schon erwähnten AUTOPSY wissen HOWLS OF EBB, Raserei (aber mit angezogener Handbremse, Geschwindigkeitsrekorde werden hier keine aufgestellt) mit schleppenderen Parts zu einer fiesen Melange zu verschmelzen. Im Groben ist das bei den restlichen beiden Songs auch nicht großartig anders, wobei „Bellowed“ mit seinem ungewöhnlichen Aufbau und der schauerlichen, fast schon ambientmäßigen Atmosphäre am ehesten heraussticht. Überhaupt fällt auf, dass sowohl HOWLS OF EBB als auch KHTHONIIK CERVIIKS viel Wert auf Samples oder experimentellere Soundspielereien legen.

Voivod, ick hör dir tapsen

KHTHONIIK CERVIIKS starten darauf „Ketoniik Katechesiis“, ein mit Samples unterlegtes, leicht abgedrehtes Intro, bevor es dann mit einem „Uaaaargh“ und den sehr spacigen VOIVOD-Licks in „Spiiral Spiire Stiigma“ losgeht. Wobei,  nur so halb: Nach der ersten Minute des Songs kommt das gefühlte zweite bedeutungsschwangere Eröffnungssample („What exactly do you see ? Demons ?“) und dann bricht das Gewitter über einen rein! Der Song bremst später wieder ein wenig ab und pendelt zwischen gezogeneren, atmosphärischeren Riffs und den neuerlichen Piggy-Dissonanzen. Ja, er wird im hinteren Abschnitt mitsamt Solo kurzzeitig sogar fast positiv catchy, um dann kurz darauf wieder dissonante Black-Metal-Riffs auszupacken! Man könnte meinen, man geht während der zwölfeinhalb Minuten durch die Menopause, so sehr wirbeln einen die verschiedenen Stimmungen durcheinander. Dabei bleibt der Aufbau aber stehts nachvollziehbar. Definitives Highlight der EP! Nachfolgender Song „Come To The Subeth“ (kleiner augenzwinkernder Verweis auf MERCYFUL FATE?), eingeleitet durch das Intro „Traumantra“ und ausgeleitet durch das Outro „Paralaxiis (KC Inhalement 3.0)“, ist trotz zehn Minuten Länge sehr viel straighter, auch wenn sich hier wieder kurze Ausbrüche mit langsameren Parts abwechseln. Das zusammen mit den typischen VOIVODschen Licks, die der Musik von KHTHONIIK CERVIIKS diese technische Sci-Fi-Atmosphäre geben, plus Tom-Araya-Angel-of-Death-Gedächtnis-Scream rundet den Song und die Split dann auch schön ab.

Kurz: Wer auf verschrobenen, röchelnden Todesmetall mit unkonventionellen Riffs und Songstrukturen steht, kann zugreifen, um die Zeit zu weiteren Schandtaten der Bands zu überbrücken. Allen anderen würde ich zumindest ein vorheriges Reinhören empfehlen.

HOWLS OF EBB With Gangrene Edges Cover

HOWLS OF EBB – „With Gangrene Edges“-Split-Cover

 

KHTHONIIK CERVIIKS Voiidwarp Cover

KHTHONIIK CERVIIKS – „Voiidwarp“-Split-Cover

25.09.2017

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