Nicht wenige Medien hatten den klassischen AOR schon zu Grabe getragen und der Szene, sicherlich zu Recht, Stagnation vorgeworfen. Entweder waren die alten Helden von der Bildfläche verschwunden oder konnten der Szene ebenso wenig neue Impulse geben, wie auch jüngere Acts dazu nicht in der Lage waren. Mit der Veröffentlichung starker Alben von ASIA, JOURNEY oder FOREIGNER wehte plötzlich wieder ein frischer Wind durch die Stadion Rock-Szene. Im Zuge dieses Mini-Revivals zieht es auch immer wieder neue Bands ins das Rampenlicht. So auch die schwedische Melodic Rock-Band HOUSTON. Auf schlechte Witze bezüglich des Namens wird an dieser Stelle verzichtet.
Das selbstbetitelte Debüt der beiden Bandköpfe Freddie Allen (Drums) und Hampus Hank Erix (Vocals) bietet dabei auf den ersten Blick wenig innovatives, vielmehr vertrauen die beiden – die von etlichen Session Musikern unterstützt werden – auf altbewährtes. Die Keyboards kommen pompös aus den Boxen und sind auf “Houston” zusammen mit der angenehmen Stimme von Erix das klar dominierende Element. Die Gitarren treten hier etwas in den Hintergrund, was ich persönlich schade finde, man aber durchaus häufig im AOR vorfindet. Hier tritt auch das Problem zu Tage, das viele AOR-Bands eint. Sie trauen sich nicht richtig über den Tellerrand zu schauen. Die Art und Weise wie “She’s A Mystery”, “Pride”, “I‘ Alive” oder “Misery” komponiert und arrangiert wurden, hat man schon oft und eigentlich auch zu genüge gehört. Ohne Frage sind die genannten Nummern gute Stadion Rock-Songs und letztlich auch genau das was der Fan erwartet. Der Sound wurde aber eben nicht mit neuen, modernen Elementen oder Ideen angereichert. HOUSTON vertrauen hier eher auf die bekannten, zuckersüßen Ohrwurm-Refrains und einer – gelungenen – Mischung aus rockigen Liedern und (kitschigen) Balladen.
Das ist wirklich schade, denn HOUSTON sind eine neue Band und haben keinerlei Altlasten, wie beispielsweise die Großen der Szene, mit sich herum zu tragen. Hier hätten die beiden Protagonisten sich durchaus von der Masse frei schwimmen und alte Strukturen aufbrechen können. Tun sie aber nicht. So bleiben unter dem Strich zehn Songs, die, abgesehen von wenigen Ausfällen, allesamt den AOR-Fan gut bedienen, aber dem Hörer nichts gravierend anderes bieten als es FOREIGNER, TOTO, BOSTON, JOURNEY oder SURVIVOR schon seit gefühlten Ewigkeiten tun.
Dass es hier mit der Eigenständigkeit – logischerweise – nicht allzu weit her ist, dürfte ebenfalls klar sein. “Houston” ist eine gute Platte mit guten Songs und ein gelungenes Debüt, keine Frage. Etwas mehr Mut hätte ich aber dennoch wünschenswert gefunden. Vielleicht finden HOUSTON ja auf ihrem zweiten Album ja zu diesem Mut und blicken etwas über den Tellerrand.
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