Hour Of 13 - The Ritualist

Review

Menschenknochen in einem Beschwörungskreis zieren das Cover des neuen HOUR OF 13-Albums „The Ritualist“. Die Schwarz-Weiß-Optik lässt vermuten: Das sieht nicht nur nach Retro aus, das hört sich auch wie Retro an. Und richtig: HOUR OF 13 opfern auf ihrer zweiten Platte wieder Götzen wie PENTAGRAM, PAGAN ALTAR und vor allem MERCYFUL FATE.

Langsam schleppen sich die Doom-Riffs dahin, wie eine Jungfrau (oder ein Jungmann) auf dem Weg zum Opferkreis. Gelegentlich sorgen NWOBHM-Versatzstücke – zum Beispiel zweistimmige Gitarren ala JUDAS PRIEST – für Beschleunigung. Ist das also eine neuartige Kombination der beiden Retro-Stile Epic Doom und NWOBHM? Nein, die Musik klingt eher wie damals, als Metal noch als eine Einheit wahrgenommen wurde und nicht in verschiedene Sub-Genres aufgespalten war. Langsame IRON MAIDEN-Riffs gesellen sich zu 70er-mässigen gebrochenen Akkorden und BLACK SABBATH-Gewummer.

Da passt es wunderbar, dass die Stimme von Chef-Beschwörer Phil Swanson wie eine tiefergelegte Version von Ozzy Osbournes Organ klingt. Auch inhaltlich liest Swanson aus dem selben Gebetbuch: Die Texte sind zwar okkult, beschreiben aber – soweit ich sie verstanden habe – eher die Angst vor dem Bösen aus Sicht eines Opfers.

Schade, dass HOUR OF 13 ihre Musik nicht Live auf die Bühne bringen, denn momentan handelt es sich eher um ein Projekt. Chad Davis spielt alle Instrumente ein, Phil Swanson macht die Texte und singt. Beide sind im amerikanischen Metal-Untergrund sehr engagiert. Sie spielen in mehreren Bands und Swanson betreibt sein eigenes Label Revell Records.

Was Retro-Rituale angeht, können sie also einiges an Erfahrung vorweisen. „The Ritualist“ klingt zwar wie aus einer anderen Zeit, aber eigenständig genug, um nicht nur die üblichen Genre-Formeln zu reproduzieren. Songs über Wahnsinn sind vorhanden, Wahnsinns-Songs leider eher weniger. Die Qualität ist durchgehend hoch, aber der Überhammer fehlt. Freunde des Zeitlupen-Rituals legen sich HOUR OF 13 trotzdem zu – natürlich auf Vinyl!

01.03.2010
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