Houkago Grind Time - Bakyunsified (Moe to the Gore)

Review

Eine Band, ein Meme, ein Mann – HOUKAGO GRIND TIME! Oder auch J-Pop für Leute, die SKULLCRUSHER, die Vorgängerband, nicht „weeb“ genug fanden. Es braucht für Andrew Lees Projekt schon ein wenig Nerd-Wissen, um den Bandnamen zu verstehen, geschweige denn die ganzen Titelanspielungen. Fürs musikalische Ohr braucht es Wissen ums Grobe: Feingeistig ist hier mal so gar nichts. Unter uns: Die meisten, mich eingeschlossen, würden die auf CD zusammengeschraubten Eigenaufnahmen, die sonst so als Vorgänger auf Bandcamp weilen und teilweise nicht über 10 Minuten kommen, unter infantilen Humor klassieren und abschreiben.

Ein Mann, ein Meme, eine Band – HOUKAGO GRIND TIME

Manche Riffs und auch die rotzige Produktion lassen allerdings schon mit einem wehleidigen Auge zurückschauen auf das, was BOLT THROWER mal auf ihren Erstwerken fabriziert haben (dieser Einstieg von „Ruptured in Akkarin“ etwa): Fiese, eklige, mal schnelle, mal langsame Gemeinheiten, die für die meisten nur Krach waren und auch heute noch sind und trotzdem ein Genre in die Welt gehoben haben, dass noch heute viele Fans hat. Innovation findet heute längst wo anders statt und auch bei HOUKAGO GRIND TIME kann die Animethematik als Gimmick abgetan werden – wenn auch nicht vollkommen neu, man erinnere etwa an die Tschechen JIG-AI, die auch schon damit gespielt haben. „Bakyunsified (Moe to the Gore)“ ist nun das erste richtige „Album“,  bei sechzehn Tracks und knapp über 20 Minuten Spielzeit viel mehr eine EP. Für Grindcore-Verhältnisse kann man das aber noch als „Album“ gelten lassen. Allerdings irgendwie auch wieder nicht, da hier schon viele vorige Aufnahmen erneut verwurstet wurden. Lee hat sogar prominente Adelung in Form von Colin Marston (GORGUTS, KRALLICE), der Hand ans Mastering gelegt hat, bekommen. HOUKAGO GRIND TIME sind quasi das Anime-Pendant zu GUTALAX („Moe Nani“) als monothematische Gimmick-Band, die zwar Spaß macht, aber auch nicht wahnsinnig gehaltvoll ist. Das „Happening“ ist der eigentliche Star, nicht die Musik.

„Bakyunsified (Moe to the Gore)“ ist kurzweiliger Spaß, nicht mehr und nicht weniger

Warum Moe-Kultur nun die Extraportion Gore braucht, muss man Leuten die mit Corpse-Party, Higurashi no Naku Koro ni und ähnlichen Spielen, Mangas oder Anime-Adaptionen Erfahrungen haben, nicht extra noch erklären. Unschuld und Obszönitäten mischen sich halt gut und was ist besser, so etwas assiges zu vertonen als mit Grindcore? So kurzweilig und aggressiv wie das hier abgelieferte waren EXTREME NOISE TERROR und Konsorten in ihren Anfangstagen auch mal. Auch heute macht die Sause kurzweiligen Spaß, aber die Amateurhaftigkeit (hauptsächlich in Drums und Songwriting, ein paar gute, rabiate Riffs haben sich hier durchaus versteckt) hat neben Charme eben auch den unschönen Nebeneffekt auf Dauer dann halt langweilig und beliebig zu bleiben. Zum den Nachbarn ärgern oder nach einem beschissenen Tag zum Abreagieren genau das Richtige, aber Hochkultur sollte man von HOUKAGO GRIND TIME auf „Bakyunsified (Moe to the Gore)“ als vertontes 4Chan-Board nicht erwarten. Für ein wenig mehr Gehalt lieber nochmal die letzte Platte von etwa FULL OF HELL auflegen.

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28.10.2020

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1 Kommentar zu Houkago Grind Time - Bakyunsified (Moe to the Gore)

  1. Interkom sagt:

    Ein großartiges Review von einem belesenen Autoren. Toll recherchiert.