Hotei - Strangers

Review

Galerie mit 22 Bildern: Hotei - live in Berlin 2017

Darf ich vorstellen? HOTEI!

Tomoyasu Hotei, beziehungsweise HOTEI, wie er sich als Künstler nennt, ist ein japanischer Musiker, Produzent und Komponist, der in seiner Heimat mit weit mehr als vierzig Millionen verkaufter Alben und seiner musikalischen Tätigkeit, die bis in die Achtziger zurückreicht (u.A. als Gitarrist der Band BOØWY), als regelrechte Legende gefeiert wird. HOTEI hat bis heute etliche Singles, 15 Alben, diverse Compilations, Soundtracks und Live-Alben veröffentlicht.

Bei uns ist HOTEI weniger durch seine vielen Alben bekannt, sondern dafür, dass er mit „Battle Without Honor Or Humanity“ (welcher auch auf dem neuen Album vertreten ist) den Titelsong des Tarantino-Klassikers „Kill Bill“ aus dem Jahre 2003 beigesteuert hat. Man sieht: HOTEI ist kein unbeschriebenes Blatt, was er auch mit seinem neuen Album „Strangers“ beweist, dem wir uns heute widmen. „Strangers“ erschien am 16. Oktober vergangenen Jahres ausschließlich in Japan und findet am 8. Juli dieses Jahres seinen Weg in westliche Gefilde. Im Vergleich zur japanischen Version enthält die neue Variante vier exklusive Bonustracks („Power“, „Black Ships“, „Trick Attack“, „Move It (Hounds Remix)“). Diese sind in der Trackliste dieser Review nicht enthalten, da mir das Original-Album zur Rezension vorliegt.

Gäste über Gäste, Legenden über Legenden

Dabei ist bereits die Anzahl von Musikern, die an diesem Werk mitgearbeitet haben, beeindruckend. HOTEI hat sich nicht lumpen lassen und einige der größten Ikonen der Musikgeschichte mit ins Boot geholt. Unter anderem steuert Iggy Pop den Gesang in zwei Titeln bei („How The Cookie Crumbles“, „Walking Through The Night“). Des Weiteren darf man dem Gesang von RAMMSTEIN-Gitarrist Richard Z. Kruspe im flotten, eingängigen „Move It“ lauschen, das vor allem durch die treibenden, facettenreichen Gitarrenriffs von Ausnahmetalent HOTEI hängenbleibt. Auch BULLET FOR MY VALENTINE-Gitarrist und -Sänger Matt Tuck gibt sich auf „Strangers“ die Ehre. Im balladesken „Kill To Love You“ steuert der Musiker eine passende Gesangsleistung zum melancholisch-epischen Grundtenor des Songs bei, der stellenweise von unbeschwerten Gitarrenriffs aufgelockert wird. Zu den Gast-Songschreibern und -Produzenten von „Strangers“ zählen unter anderem Youth (PINK FLOYD, VERVE, KILLING JOKE), Leo Abrahams (BRIAN ENO, PAOLO NUTINI) und Stephen Lipson (JEFF BECK, GRACE JONES, HANS ZIMMER).

Nicht nur die Gäste machen „Strangers“ aus

Natürlich haben diese vielen Gastmusiker einen signifikanten Einfluss auf die dargebotene Musik. Darüber hinaus ist es jedoch HOTEIs virtuoses Gitarrenspiel, das „Strangers“ so facettenreich macht und zum Entdecken einlädt. In erster Linie liegt dies daran, dass HOTEI sehr unvorhersehbar agiert und praktisch jeder Song etwas Neues bietet. Oberflächlich betrachtet könnte man „Strangers“ in die Progressive-Rock-Schiene einordnen, dabei ist es viel mehr als nur ein weiteres Album in diesem Genre.

Das fängt im Opener „Medusa“ an, der mit orientalischen, kraftvollen und mehrstimmigen Tonleitern das Album passend eröffnet. Darauf bekommt man als Hörer gemutete Riffs geboten, die klar vom Delta Blues beeinflusst wurden und im Laufe des Titels in weitgreifende Klangteppiche ausarten. Aufgrund seiner geradlinigen Struktur, die dennoch nie langweilig wird, ist „Medusa“ wohl der perfekte akustische Opener.

Das folgende „How The Cookie Crumbles“ kommt nach diesem eher ruhigen und verträumten Einstieg überraschend flott und catchy daher. Das liegt nicht zuletzt am Gesang von Iggy Pop, der es versteht, die lockeren Gitarrenriffs, die sich HOTEI aus dem Handgelenk schüttelt und die von Synthesizern sowie elektronischen Elementen begleitet werden, passend in Szene zu setzen. So verleitet „How The Cookie Crumbles“ während seiner knapp drei Minuten Laufzeit unweigerlich dazu, das Tanzbein zu schwingen. Ähnlich verhält es sich mit „Kill Or Kiss“. Nach einem poppigen Anfang, ist es erneut das Gitarrenspiel von HOTEI, das diesem Song eine besondere Note verleiht. Unterstrichen wird das Ganze von der Gesangsleistung der aus Texas stammenden Sängerin Shea Seger. Der kraft- und gleichzeitig gefühlvolle Gesang der Musikerin passt in diesem Song wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.

Man sieht: Auf „Strangers“ gleicht kein Song dem anderen. Gerade durch die Charakteristika der unterschiedlichen Sänger und der Variabilität des Gitarrenspiels von Tomoyasu Hotei, wird „Strangers“ zu einem vielschichtigen, hörenswerten und auf die Dauer interessanten Album. Einflüsse aus Rock, Prog, Pop, Industrial, Elektro und Dance, verschmelzen auf diesem Album zu einer wahrlich überzeugenden Melange, die man auf solch einem Niveau nur selten zu hören bekommt. So ist das 16. Album des Japaners für alle Leute lohnenswert, die auch mit Musik neben Grunz und Kreisch etwas anfangen können. Vor allem durch die vielen verschiedenen Elemente, die das Album bietet, dürfte „Strangers“ für Fans jeder mit Gitarren vorgetragenen Musikrichtung einen oder mehrere gefällige Songs bieten. „Strangers“ ist großes musikalisches Kino und man sollte sich solch eine Platte als Musikfan nicht durch die Lappen gehen lassen.

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01.07.2016

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