Hostile - Eve Of Destruction

Review

Einen namhaften Mentor zu haben ist ja immer von Vorteil. Im Falle der Briten HOSTILE ist das der JUDAS PRIEST-Gitarrist K.K. Downing. Das dürfte auch sicherlich einer der Gründe sein, warum die Combo ihr Debüt-Album “Eve Of Destruction“ über eine Tochter des Major-Labels Universal Music auf den Markt bringen kann.

Die Musik des Quintetts hat mit dem traditionellen Metal von der Insel allerdings wenig zu tun. Viel mehr linsen die Jungs ein ums andere Mal über den großen Teich in Richtung moderner amerikanischer Gitarrenmusik. Die meisten der auf dem Silberling enthaltenen zehn Songs weisen eine eher brachiale und wütende Grundstimmung auf, was Erinnerungen an die Thrash-Szene der Bay Area weckt. Auf diesem mittlerweile fast schon altmodischen Stand sind sie aber nicht stehen geblieben, sondern vielmehr noch einen konsequenten Schritt weiter gegangen, so dass man ihre Musik jetzt durchaus als Neo-Thrash in der Tradition von Bands wie PANTERA oder MACHINE HEAD einordnen kann. Die Rhythmussektion baut ein knallendes Gerüst, die beiden Gitarristen sorgen für ein ordentliches Riffgewitter und Sänger Jay Mills schreit und wütet sich amtlich durch das Material. Sein Stil erinnert mitunter an jenen von M. Shadows (AVENGED SEVENFOLD), was dem Ganzen noch einen Hauch von Metalcore verleiht.
Das Songwriting fällt entsprechend dieses musikalischen Mixes aus. Neun der Titel sind sehr straight und schlagen sofort im Ohr des Hörers ein. Das versprüht reichlich Attitüde und ist auch extrem eingängig. Beim Genuss des Silberlings kann man förmlich vor sich sehen, wie dieses Material live wirkt: mächtig! Der ein oder andere Circle Pit dürfte bei Gigs der Band fast schon obligatorisch sein. Leider geht das auch stark zu Lasten der Vielschichtigkeit und des Abwechslungsreichtums. Die einzelnen Lieder ähneln sich doch sehr stark und der Hörer ertappt sich mehr als einmal bei der Frage, warum diese Band wohl mit zwei Gitarristen ausgestattet ist. Dementsprechend kurz fallen auch die Spielzeiten der Tracks aus, die zwischen 2:47 und 3:52 Minuten liegen, was wiederum zur Folge hat, dass die Gesamtdauer sich nur auf etwas mehr als eine halbe Stunde erstreckt. Und das ist für ein Full Length-Album fast schon ein bisschen zu wenig.
Die einzige Ausnahme von diesem Grundsatz stellt hier der fünfte Song “Addiction“ dar. Dieser wartet plötzlich mit einer nicht von der Hand zu weisenden musikalischen Finesse auf. Die beiden Gitarristen spielen sich gegenseitig die Bälle zu und bauen auch das ein oder andere liebevolle Detail ein. Aber am auffälligsten ist die Tatsache, dass die Band hier auch einmal von ihrem Dampfhammer-Auftritt ablässt, die Handbremse anzieht und emotionalen Tiefgang zeigt. Sogar Jay beweist, dass er nicht nur brüllen, sondern auch singen kann. Fast schon schade, dass er das nicht öfter zeigt. Wenn man sich besagten fünften Song anhört, könnte man meinen, dass er gar nicht von HOSTILE ist – und das ist auch richtig! Niemand geringeres als Band-Mentor K.K. Downing hat ihn geschrieben – eine absolute Neuheit, denn bisher hat er seine musikalischen Ergüsse ausschließlich seinem Brötchengeber JUDAS PRIEST zur Verfügung gestellt.

Ein großartiger Song macht aber leider noch kein gutes Album aus. Und ohne diesen Song, der nun mal aus der Feder eines anderen stammt, wäre “Eve Of Destruction“ lediglich ein leicht überdurchschnittliches Album. Dennoch zeigen HOSTILE mehr als nur gute Ansätze. Wenn die Jungs diesen Weg weiter gehen und die Unterstützung ihres Mentors nicht verlieren, dann könnte es durchaus klappen mit der Karriere im Musik-Business.

09.11.2011

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