Bei HORRENDOUS kann sich der Zuhörer nie sicher sein, was er für Musik zu hören bekommt. Klar, Death Metal, das stimmt grundlegend. Was die Ausprägung angeht, haben sich die Amerikaner jedoch bisher mit jedem Album für eine leicht andere Richtung entschieden. Das Debüt „The Chills“ aus dem Jahr 2012 war brutaler Schwedentod alter Schule. Es folgte zwei Jahre später mit „Ecdysis“ ein Album, das den harten Sound durch melodische Experimente aufweichte. 2015 enttäuschten sie schließlich den Kollegen Möller mit ihrem Album „Anareta„, das die Brutalität des Debüts wieder aufgreifen, die Frische des Zweitwerks aber behalten wollte – ein Versuch, der nur mäßig gelang.
HORRENDOUS klingen auf jedem Album anders
Knapp drei Jahre später ist dieser Tage „Idol“ erschienen und wieder hat sich was bei HORRENDOUS getan. Dieses Mal bietet die Band technisch einwandfreien und knüppelharten aber auch melodischen Death Metal. Ab und zu blitzen noch die DISMEMBER-Einflüsse alter Tage durch, aber das große Vorbild dieser Tage heißt wohl eher ATHEIST. Manchmal kommen auch Erinnerungen an DEATH durch, die trotz aller Technik aber immer auch etwas ungezwungen klangen.
„Idol“ gelingt dieser Spagat nicht. Es ist ein sehr verkopftes Album geworden. Genau richtig für Fans von vertracktem Death Metal mit melodischen Einschüben, aber vielleicht zu anstrengend für den Rest. Dennoch, der technische Vorsprung hat HORRENDOUS hörbar gutgetan. Die Jungs klingen und spielen so, als hätten sie nun eine Nische gefunden, in der sie sich wohl fühlen und auch die passenden Songideen haben. Dazu passt auch die gute Produktion. Für die war dieses Mal Bandkopf Damian Herring selbst zuständig, der das neue Album seiner Band in Eigenregie im heimischen Studio aufnahm.
„Idol“ – für die Zielgruppe genau richtig, für den Rest zu verkopft
Das hat natürlich den Vorteil, dass die Band sich Zeit lassen konnte, um an den Songs zu arbeiten. Der Vorteil ist, dass auf „Idol“ extrem ausgefeilte Songs zu finden sind, bei denen es eine Menge zu entdecken gibt. Nachteilig ist aber, dass das Album dadurch etwas sperrig und manchmal nicht ganz wie aus einem Guss wirkt. Nichtsdestotrotz ist HORRENDOUS ein gutes technisches Death-Metal-Album gelungen. Musikstudenten dürfen ein bis zwei Punkte mehr geben. Wäre jeder Song so geil wie der Rausschmeißer „Obolus“, hätte der Autor dieser Zeilen es vermutlich auch getan.
Der bisweilen bebrillte Musikus und Horrendous – Freund packt selbstverständlich zumindest noch einen Punkt drauf. Wieso nur einen? Nun, fehlt mir doch diesmal das ganz große Instrumental Stück (Threnody wirkt ein wenig belanglos und wirkt deplatziert) und wurden die Songstrukturen von Unquestionable Presence und Spheres etwas zu genau ähem studiert. Massacra und ihr „SICK“ bzw der diesbezügliche Rocktenor dürften ebenfalls Pate gestanden haben. Gei-El!
Korrektur: Instrumentalstück
Die Vocals sind scheisse.