Horndal ist eine kleine Ortschaft in Schweden, aus der Teile der Band HORNDAL stammen und nach der sie sich benannt haben. Der Ort wurde erstmals 1367 schriftlich erwähnt und seit dem Ende des 16. Jahrhunderts baute man dort Eisenerz ab. Auf dem ersten Album “Remains” erzählen HORNDAL die Geschichte ihres Heimatortes, der noch zu Beginn der Fünfziger Jahre so florierte, dass man einen Auftragsüberhang von mehreren Jahren hatte obwohl die Betriebe viele ältere Arbeiter beschäftigten, die jenseits der 50 eigentlich nicht mehr so produktiv sein sollten. Dieser Effekt der guten Durchmischung einer zufriedenen Belegschaft wird in der Wissenschaft auch als “Horndalseffekt” beschrieben und wurde von HORNDAL natürlich auch auf “Remains” thematisiert. Ende der 1970er wurde dann der komplette Betrieb des Eisenwerkes abgewickelt, die Arbeitslosigkeit zog ein und die Anlagen rosten fröhlich vor sich hin. Doch damit ist die Geschichte noch nicht erzählt, auf “Lake Drinker” befasst man sich neben diversen Rückblicken auch mit dem Einzug eines amerikanischen Technologie-Giganten, der den Wald roden und den See “Rossen” abpumpen lässt.
“Lake Drinker” verknüpft die Vergangenheit mit der Gegenwart.
Das kommt euch alles bekannt vor? Vielen Städten weltweit geht es ganz ähnlich und HORNDAL geben Fans aus 24 Städten weltweit die Möglichkeit auf einer eigens dafür geschaffenen Seite vorab das komplette Album zu streamen. In Deutschland besteht die Möglichkeit das in Bochum oder im sächsischen Schneeberg zu tun.
Die Musiker hinter HORNDAL sind bis auf Gitarrist Fredrik Boëthius Fjȁrem allesamt unbeschriebene Blätter. Nur dieser hat bis 2005 bei MÖRK GRYNING am Bass ausgeholfen und spielt auch noch bei C.B. MURDOC die Gitarre. Drummer Pontus Levahn trommelt auch noch in der Live-Besatzung der Independent Gruppe TIGER LOU und in der Pop-Gruppe TORPEDO.
Auf “Lake Drinker” merkt man immer wieder, dass es sich bei Sludge Metal eigentlich um Punks oder Hardcore-Kiddies handelt, die den Doom für sich entdeckt haben. Sänger Henrik Levahn schreit noch oft wie im Hardcore und auch bei den dreckigen und schmutzigen Riffs wird immer wieder das Tempo angezogen. Dabei steht immer die Atmosphäre im Mittelpunkt, der Schmerz um den Niedergang und Verlust der Heimat ist dem Album an jeder Ecke anzumerken. Musikalisch schimmern HIGH ON FIRE und CULT OF LUNA durch, von der Atmosphäre THE OCEAN und auch wieder CULT OF LUNA. Wobei es bei HORNDAL immer noch etwas ruppiger und dreckiger zu Werke geht und auch die räumliche und musikalische Nähe zu Stockholm rauszuhören ist.
HORNDAL haben viel Herzblut in das Album gesteckt.
“Lake Drinker” ist ein Album, dem man von vorne bis hinten anmerkt wie viel Herzblut HORNDAL hineingesteckt haben. Von der persönlichen Betroffenheit durch die Geschichte der Stadt bis hin zu der Detailsversessenheit Samples der Demonstration bei der Schließung des Stahlwerkes zu verwenden. Es fehlt der Band zwar noch etwas um auf dem Niveau der weiter oben aufgezählten Referenzbands mitzuhalten, aber Fans des Sludge Metal Genres dürften erstmal nicht um das Album herumkommen.
Hat auf jeden Fall was.
Ich muss definitiv öfter mal über den musikalischen Tellerand schauen, um mehr solcher Perlen zu entdecken.
Also das hat für mich garnichts mit Sludge zutun. Auch Cult of Luna und The Ocean sind in erster Linie Prog Metal Bands…
https://youtu.be/CRWD3877pHg
Das ist Sludge