Auf Papier klingt vieles besser als in der Realität. Man nehme jeweils einen Ex-Musiker der norwegischen Black-Metal-Institution 1349 und der okkulten Amerikaner ABSU sowie ein aktuelles Bandmitglied der Abrissbirne BLOOD RED THRONE. Das Ergebnis könnte richtig interessant werden: ein roher Sound, der schwere Todesriffs im eisigen Wind durch ein knüppelndes Gewitter vorantreibt und immer wieder durch experimentelle Tempowechsel auf sich aufmerksam macht. HORIZON ABLAZE ist dieser Mix, der es unverschämt schwierig macht, eine sinnvolle Kategorisierung vorzunehmen, durchaus zuzuschreiben. Nur interessant und qualitativ wertvoll ist „Dødsverk“, das zweite Album der Norweger, nicht geworden.
Nennen wir die Musik also simpel Extreme Metal und verweisen darauf, dass das Hörerlebnis keineswegs simpel ist. Zurücklehnen und HORIZON ABLAZE lauschen? Geht nicht. Die Mucke ist so vollgepumpt mit Adrenalin und Veränderung, dass man kaum still sitzen kann. Nur meine ich das gar nicht so positiv, wie es vielleicht klingt. Man kann die „Dødsverk“-Songs progressiv nennen, ich nenne das alles gewollt vertrackt – und damit verwirrend; wie ein Rätsel, das sich einfach nicht lösen lässt. Weil die Einzelteile nicht zusammenpassen und weil es nicht ein einziges Riff gibt, das sofort ins Ohr geht – wie in „Ink & Blood“ vom Vorgänger „Spawn“ (2011). Zum Teil ist das musikalische Chaos ernsthaft anstrengend („Dømt Til Frihet“) und das hysterische Kreischen, in „Håpløs“ sehr extrem, geradezu nervtötend; das Rumgekeife in „Der Untergang“ klingt wie ein Gremlin mit Tobsuchtsanfall. Mit dem letzten Track hat man eine Art Ballade aufs Album gebannt und die Produktion ist viel zu modern ausgefallen. So sind es nur Momente wie die kurze URGEHAL-Stimmung in „Svarte Flammers Aske“, die Spannung entfachen.
Das Cover von „Dødsverk“ lässt ein amtliches Death-Metal-Werk vermuten und wer sich allein davon (ver)leiten lässt, kommt wohl kaum um eine Enttäuschung herum. Auch wenn das todesmetallische Logo im Sinne der besseren Lesbarkeit verändert wurde. Wer sich hingegen gern von Bands wie ANAAL NATHRAKH die Hirnrinde schälen lässt, kann mal reinhören. Muss-Platten klingen definitiv anders, ihre Instrumente beherrschen HORIZON ABLAZE aber natürlich. Der Versuch, sich möglichst alleinstehend zu präsentieren, ist nur einfach nach hinten losgegangen. Im Vergleich mit dem Erstling ein deutlicher Rückschritt.
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