Honigdieb - Sei Wie Du Bist
Review
Es mag Menschen geben, die martern monatelang ihre Muse, nur um dem Kritiker mit ihrem Stil-Kauderwelsch die Tränen der Verzweiflung in die sonst so siegessicher glänzenden Äuglein zu spülen (es mag aber auch Rezensenten geben, die ihre Bedeutung für den Musiker irgendwie überschätzen…). Zu ersterer sympathischen Spezies könnte der verzweifelte und um keine Ausrede verlegene Rezensent einen Interpret wie den Honigdieb zählen – und er müsste sich doch ein unwillkürliches Grinsen ins Gesicht quälen! Denn was Sir Hannes (aka Honigdieb) mit diesem sommerlich erfrischenden Gute-Laune-Album hier kredenzt, gleicht einem Kindergesicht beim Anblick einer Extra-super-duper-Portion Eis mit ganz viel Schoki-Soße! Die fruchtige Sorte aus Ska, Pop, Folk, Rock, Alternative und Funk fährt flink von Zeh zu Zeh und bringt – schwupps – die Füßchen in Takt und Wallung. Die wolkenlosen Seiten des Lebens werden innerhalb kurzweiliger Episoden in unverklemmte Werktags-Poesie verpackt; ein weder konventioneller noch progressiver deutscher IGGY POP mit Rotz im Rachen, aber ohne (erkennbaren) politischen Ballast, der seinen Mischmasch trüben könnte. Sir Hannes‘ nonkonformes Vorleben als Paradiesvogel-Punker bei den IDIOTS schlägt sich in so manchen Gerad‘-heraus-Lyrics nieder („Fick Dich ins Knie, Madame, mich kriegst Du nie…“), die nicht selten nur durch das sorgenfreie und selbstüberzeugte Auftreten vor dem Abgleiten in die Peinlichkeit bewahrt werden. Als genussfreudiger Individualist regiert er über Kontrabass, Querflöte, Violine und Ritscheratscherassel seiner Band und lässt sie ihm zuspielen, als spiele er sie alle selbst. – „Sei wie Du bist“ heißt die Parole der Stunde – Selbstehrlichkeit, Gradlinigkeit? Honigdieb ziegt wie’s geht, und zwar mit einem vergnüglichen Zwischenspiel, einer Laaaangen Nase in die biederen Gesichter von Musikern und Rezensenten, die immer und überall nach der goldenen Krume Anspruch schürfen…