Holy Shire - Midgard

Review

Italien. Symphonic Metal. Muss man mehr sagen? So könnte man ketzerisch fragen. Sicher gibt es gute Bands, die diesen Sound spielen. Das Gros der Veröffentlichungen in diesem Bereich fällt aber eher durch das Raster und kann kompositorisch nicht überzeugen. Um es vorweg zu nehmen, auch HOLY SHIRE können auf ihrem Debüt “Midgard” keinerlei neue Impulse setzen.

Im Gegenteil. HOLY SHIRE müssen, wollen sie auch nur den Hauch einer Duftmarke hinterlassen, noch viel lernen. Spannendes Songwriting zum Beispiel. Durch die Bank sind die Stücke von “Midgard” viel zu vorhersehbar. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Titeltrack, der im negativen Sinn wirklich alle Register zieht und wie am Reißbrett entworfen wirkt. Hier ein paar ‘harte’ Riffs, dort ein artifiziell erzeugter Spannungsbogen – so kann das nichts werden, Freunde. Auch der Opener “Bewitched (My Words Are Power)” spricht da eine deutliche Sprache. Hier wird unmotiviert im Hintergrund geflötet und im Vordergrund ohne Inspiration und erkennbare Spielfreude gerifft. Ich spreche der Band nicht einmal ab, dass sie ihre Instrumente beherrscht – wobei der weibliche Gesang bei den meisten Tracks gerade so hinhaut, oft aber auch gerne neben den eigentlichen Tönen platziert wird. Was ich der Band aber definitiv abspreche, ist die Fähigkeit gute Songs zu schreiben. Keiner der Refrains geht ins Ohr. Zum Teil kann man sie überhaupt nicht von den Melodien in den Strophen unterscheiden, und das ist viel zu wenig, um auch nur annähernd an den internationalen Plätzen schnuppern zu können. Ein anderes Beispiel ist die ‘Bandhymne’ “Holy Shire”, die noch ein wenig mehr als der Rest das symphonische Moment der Band auf NIGHTWISH-Niveau hieven möchte, daran aber Aufgrund von Ideenlosigkeit kläglich scheitert. Ich frage mich immer wieder, wie so unausgegorenes Zeug (sorry!) einen Deal ergattern und die Leute mit (gänzlich) unausgereiftem Songwriting vor den Kopf stoßen kann. Hört denn da im Studio niemand genau hin? Ach ja, einen Extrapunkt Abzug gibt es für den Bonustrack “Greensleeves”. Wie kann man den Song so versauen? Das ist die größte Scheiße, die ich je gehört habe. Nur zur Info, liebe HOLY SHIREer: Es kann einem Lied durchaus die Dynamik rauben, wenn man es von 6/8 auf 4/4 umschreibt.

Nein. Bei aller Liebe und der Rücksichtnahme auf ein Debüt – aber vor dem Hintergrund, dass es in diesem Jahr schon wesentlich bessere Female-Fronted Veröffentlichungen gab (wie beispielsweise DAWN OF DESTINY unter Beweis gestellt haben), kann ich das hier Gebotene nicht gut heißen. HOLY SHIRE haben im Proberaum noch viel zu tun, wenn sie nicht ganz schnell wieder in der Versenkung verschwinden wollen.

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19.06.2014

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