Die Aachener Thrasher HOLY MOSES waren in den Achtzigern ein fester Bestandteil der deutschen Metal-Szene. Die Band um Frontfrau Sabina Classen hatte zwar nie große Erfolge wie sie beispielsweise SODOM, KREATOR oder DESTRUCTION für sich verbuchen konnten, aber für die Szene waren HOLY MOSES – nicht nur aufgrund der Tatsache, dass sie eine Frau mit extremen Reibeisenorgan in ihren Reihen hatten – immer enorm wichtig. Wer Alben wie “World Chaos”, “Finished With The Dogs” oder “The New Machine Of Liechtenstein” kennt, weiß was ich meine. Anlässlich ihres dreißigsten Wiegenfestes haben sich HOLY MOSES Ende 2011 im Hamburger Absurd Studio verschanzt, um zwanzig ihrer Klassiker und Songs neueren Datums, sprich nach 2000, für eine “Best Of”-Compilation neu einzuspielen.
Mit dieser Aktion umschiffen HOLY MOSES ganz klar den möglichen Vorwurf, lediglich eine lieblos zusammengestellte “Best Of” auf den Markt geschmissen zu haben. Hinzu kommen als besonderes Schmakerl noch die beiden neuen Nummern “Borderland” und “Entering The Now”, die sich beide problemlos unter die Bandklassiker mischen können, ohne einen Qualitätsabfall zu verzeichnen. Im Gegenteil, die beiden neuen Stücke passen sich dem Aggressionslevel und der Intensität, die die anderen Songs vermitteln optimal an. Die Produktion ist druckvoll und fett geraten, wovon auch Klassiker die Klassiker profitieren. Songs wie “Walpurgisnight”, “Finished With The Dogs”, “DefCon II”, “Near Dark” oder “SSP” kommen so um einiges härter aus den Boxen und knüppeln in gnadenloser Manier den Hörer nieder. Auch die Songs von den 2000er Alben (“Disorder Of The Order”, “Strength, Power, Will, Passion” und “Agony Of Death”) kommen in den neu aufgenommenen Versionen noch ein Stück weit intensiver daher und runden diese Doppel-CD wunderbar ab. Einziger kleiner Abstrich in der B-Note dieser Compilation ist das Fehlen des DEAD KENNEDYS-Covers “Too Drunk To Fuck” (ursprünglich auf “World Chaos” zu finden). Das kann nur durch rechtliche Probleme zu erklären sein, denn eigentlich ist diese Coverversion im Thrash-Gewand von HOLY MOSES mindestens so gut wie das Original und dürfte hier nicht fehlen. Das ist aber der einzige Schönheitsfehler von “30th Anniversary – In The Power Of Now”.
Wenn man sich “30th Anniversary – In The Power Of Now” so anhört, wird einem erst wieder bewusst, wie gut HOLY MOSES eigentlich immer waren und wie wenig mittelmäßige Songs diese Band veröffentlicht hat. Für Fans der Band lohnt sich die Compilation nicht nur aufgrund der beiden neuen Tracks, auch die Neueinspielungen wissen zu gefallen und kommen mit einem sehr guten Sound daher. Thrash-Fans der jüngeren Generation können ebenfalls bedenkenlos zugreifen, erleben sie mit “30th Anniversary – In The Power Of Now” doch ein Stück deutsche Thrash-Geschichte. In dieser Form sind HOLY MOSES beinahe nicht zu schlagen und ich freue mich auf das neue reguläre Studioalbum.
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