Hittman - Destroy All Humans

Review

Vielen dürften die New Yorker HITTMAN gar kein Begriff mehr sein, waren sie im ersten Anlauf nur bis 1994 aktiv und veröffentlichten zwei mäßig bekannte Alben: “Hittman” von 1988 und “Vivas Machina” von 1993. Zu Unrecht allerdings, denn die superben Platten schwammen im damals noch recht hippen Fahrwasser des melodisch-progressiven Metals à la QUEENSRŸCHE, CRIMSON GLORY und vielen weiteren und wurden erst kürzlich in unserem entsprechenden Special wieder vorgestellt. Seit 2017 sind HITTMAN wieder aktiv und nahmen sich – wie in den Achtzigern – genügend Zeit, um das Songmaterial für ihr Reunion-Album “Destroy All Humans” reifen zu lassen. Spannende Zeiten für US-Metal-Fans, denn nach den starken Comebacks von HEIR APPARENT, FIFTH ANGEL und dem lang anhaltenden Siegeszug von QUEENSRŸCHE, lässt sich auch “Destroy All Humans” in dieser beeindruckenden Liste führen.

HITTMAN demonstrieren Spielfreude und Enthusiasmus

Es ist ja alles andere als selbstverständlich, dass eine Band, deren Erfolg schon in den Achtzigern (unverdientermaßen) eher bescheiden war, sich 27 Jahre später zurückmeldet und ein Album abliefert, das perfekt anschlussfähig an alte Großtaten ist. Komplett unmöglich scheint es zudem meist, dass ein Sänger, der mit Anfang zwanzig zu den großen Virtuosen seiner Zunft zählte, nach so vielen Jahren abseits des Mikrofons noch in der Lage ist, mit der ganz großen Magie zu berühren. Aber verdammt, Original-HITTMAN-Shouter Dirk Kennedy hat sich seine Stimme von allen klassischen US-Metal-Sängern der Achtziger möglicherweise am besten erhalten. Ein winziges Quäntchen rauer ist er geworden und spart sich die ganz extremen Falsetti mittlerweile aus. An Ausdruck, Melodiegefühl und Charisma hat er in 27 Jahren aber nichts verloren.

“Destroy All Humans” lebt allerdings nicht ausschließlich von der Glanzleistung eines großartigen Sängers. HITTMAN sprudeln vor Ideenfülle und Spielfreude und haben ein Werk komponiert, das absolut selbstverständlich nach dem Nachfolger ihrer ersten beiden Alben klingt. Stil und Umsetzung der Arrangements sind dabei im klassischen Stil gehalten. Die Produktion von “Destroy All Humans” ist ein sinnvoll und natürlich klingendes Update zum typischen Achtziger-Sound.

“Destroy All Humans” – Comeback, das Maßstäbe setzt

HITTMAN starten mit einem groovigen, sehr nach SAVATAGE zu Criss-Oliva-Zeiten klingenden Riff in ihren Opener “Destroy All Humans” und überzeugen mit einem energischen flotten Ohrwurm-Chorus, der wie zuletzt auf “Vivas Machina” der Grenze zum Kitsch knapp, aber sicher entkommt. Der großartig gesungene Stampfer “Breathe” beweist, wie mit wenigen Mitteln eine dramatische und mitreißende Stimmung aufgebaut werden kann und macht sich als zweiter Song sehr gut. Die Album-Highlights folgen auf den Fuß: Und zwar wäre da zunächst das vorab ausgekoppelte “The Ledge”, bei dem einige Gesangsmelodien in den Strophen an IRON MAIDENs “If Eternity Should Fail” erinnern. Der bisherige Katalog von HITTMAN ist nicht groß, aber “The Ledge” ist einer seiner größten und besten Ohrwürmer. Das zweite große Highlight ist das folgende “Code Of Honour”, weil es ein herrliches Selbstzitat ist. Das eingängige Riff erinnert auch wegen des gut eingefangenen Gitarrensounds an 1988 und man erwartet, dass im Refrain “Backstreet Rebels”-Gang-Shouts kommen werden.

Ähnlich verhält es sich mit “1000 Souls”. Die erneut am Kitsch vorbeischrammende Melodie am Anfang kommt entsetzlich vertraut vor und hätte ebenso auf einem der älteren Alben vertreten sein können. Es liegt aber wohl eher daran, dass diese Art von Melodieführung an sich einfach ein Markenzeichen von HITTMAN ist. “Out In The Cold” zehrt vom gleichen Phänomen, fällt aber leicht gegen “1000 Souls” ab. Bemerkenswert ist die scheinbar spielerische Leichtigkeit, mit der HITTMAN Hookline um Hookline aneinanderreihen. Jede einzelne funktioniert; einige eben nur etwas besser als andere.

Weiter so, HITTMAN!

HITTMAN ist im Jahre 2020 ein großer Wurf gelungen, der nur dadurch gebremst wird, dass diese Art von klassischem Heavy Metal inzwischen nicht mehr wesentlich stilprägend ist. Das macht nichts, denn erstens bereitet “Destroy All Humans” von vorne bis hinten kurzweiligen Spaß. Zweitens können sich alle ehemaligen Geheimtipps eine Scheibe bei HITTMAN abschneiden, wenn sie vorhaben sollten, nach fast drei Jahrzehnten mal wieder ’ne neue Platte zu machen. Und ein bisschen Nostalgie gehört sowieso zum Heavy Metal. Von daher: Unbedingt reinhören! Bestenfalls zugreifen!

18.09.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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