Scheiße, was eine Eröffnung: Elektroklänge, ein bisschen Text gegrunzt und ein Nackenbrecher-Breakdown vor dem Herrn (der Finsternis natürlich), und ab geht’s – kein Konserven-Orchester-Intro, kein Gesülze, einfach nur mit Volldampf auf die Fresse und ab die Post. Mit diesem Rezept dürften HIS STATUE FALLS mal eben die fetteste Metalcore-Eröffnung der letzten Jahre zu Stande gebracht haben. Leider hält der Rest des Albums nicht ganz, was der Anfang verspricht – aber immerhin, den allerersten Eindruck kann der Band keiner mehr nehmen.
Diese spielt eine Mischung aus Metalcore, elektronischer Musik und Pop, was auf den ersten Blick natürlich nach a) verrückt oder b) ausgelutscht klingt – da kann ich allerdings erstmal beruhigen: HIS STATUE FALLS heben sich von ähnlich gelagerten Bands wie ESKIMO CALLBOY zum einen dadurch ab, dass sie nicht nur auf Witzeleien aus sind, sondern durchaus mit einem ernsthaften Anspruch an ihre Musik herangehen, zum anderen schaffen sie es auch, ihren Stilmischmasch in ein recht homogenes Gesamtbild zu pressen.
So weit, so gut, und tatsächlich macht „Mistaken For Trophies“ zu großen Teilen Spaß. Die starke Seite des Albums ist klar überall dort zu finden, wo harte Passagen – bevorzugt Breakdowns – mit Electro gepaart werden, denn hier wird klar, warum der Mix, den HIS STATUE FALLS fahren, so gut funktioniert: Während sich die Metal-Instrumentierung um das Nackenbrechen kümmern kann, übernehmen die Elektronika die Melodieführung, was zu sehr, sehr eingängigen, aber doch harten und vor allem überraschenden Momenten führt, wie zum Beispiel im Titelsong (der oben bereits angesprochene Opener), in „The Missing Piece Of No One“ oder im fetten „Increase:Decrease“.
Allerdings verliert „Mistaken For Trophies“ zwischendurch immer mal wieder an Fahrt – zum Beispiel immer dann, wenn man von dem einigermaßen innovativen Konzept, dem man sich verschrieben hat, abweicht und nur noch ziemlich standardhaften Metalcore mit ein paar Keyboards im Hintergrund spielt (zum Beispiel in den Strophen mancher Songs). Oder dann, wenn die eigentlich ganz angenehmen (da abwechslungsreichen) Popmusikparts zu sehr Überhand gewinnen, denn dann lässt sich nicht mehr leugnen, dass diese auch mit einem guten Anteil zuckersüßen Kitsches versehen sind (siehe zum Beispiel „Sorry For Killing The Spirit“).
Ein weiterer Kritikpunkt wäre dann auch noch der Sound, der es leider nicht hinbekommt, die verschiedenen Bestandteile der Musik von HIS STATUE FALLS in einer ausgewogenen Produktion zu vereinen, sodass die elektronische Instrumentalisierung etwas mehr im Vordergrund steht als der metallische, was der Härte des Albums – die ja im Songwriting eigentlich zu Genüge vorhanden ist – nicht gerade entgegenkommt.
Unter dem Strich ist „Mistaken For Trophies“ demnach ein gutes, solides Album, das für den geneigten Hörer so manche Überraschung bereithält, wenn man denn erst einmal die Scheuklappen fallen lässt. Trotzdem fehlt mir persönlich durch den recht weichen Sound ein bisschen metallische Härte und trotzdem triefen manche Teile einfach nur vor kitschigem Zuckerpop – wem das nichts ausmacht, der darf ruhig noch einen Punkt auf meine Wertung drauf addieren. Für alle anderen gilt: Wem sich bei dem Gedanken an Metalcore mit Pop und Electro nicht der Magen umdreht, darf gerne mal hereinhören, denn HIS STATUE FALLS haben eben auch so manchen wirklich, wirklich geilen Moment zu bieten.
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