Aus unserem Nachbarland Österreich reichen uns HINDOSLEM mit “The Haste, The Calm and The Glorious Days” ihr bereits drittes Album zur Rezension und das ist alles andere als ein leichtes Unterfangen. Wo sich andere Bands einem bestimmten Stil zugehörig fühlen, springen HINDOSLEM zwischen den Stilen hin und her, als gäbe es keinerlei Grenzen oder so etwas wie Genrebezeichnungen. Hier wird dem Hörer Crossover in seinem ursprünglichen Sinn geboten.
Das hört sich zunächst einmal richtig spannend an und sorgt beim Hören der Scheibe auch für die nötige Abwechslung, ist aber nicht nur Segen, sondern auch Fluch. Auf die gesamte Distanz ist dem aktuellen Album der Österreicher nur schwerlich beizukommen, denn nicht immer will diese Stilmixtur überzeugen. Viele der Nummern auf “The Haste, The Calm and The Glorious Days” leben zwar von dem Konzept verschiedene Stile in einem Song unter zu bringen, hören sich aber so an, als ob diese Ideen nicht mit letzter Konsequenz zu Ende gedacht wurden. Ein gutes Beispiel hierfür ist sicherlich “Kid From The Dark Side”, das zwar mit seiner Mischung aus alternativen und poppigen Elementen (gepaart mit leicht gerappten Vocals) auf dem Papier interessant klingt, bei näherer Betrachtung aber an einem vorbei plätschert. Gleiches gilt beispielsweise auch für “Backdrift”, das ebenfalls wenig aussagekräftig ist und nach dem Hören auch schnell wieder aus dem Gedächtnis verschwindet. Auch die immer wieder eingestreuten Core-Eruptionen wollen nicht so ganz überzeugen. Bei “Satanophobia” wirkt diese Aggression einfach nur artifiziell und wird durch einen lahmen Refrain vollends aus dem Lied genommen.
Positiv fallen hingegen das ruhige “Riverside” und der mit einem latenten Glam Rock-Touch und KISS-artigem Refrain ausgestattete Rocker “Lovesick” auf. Letzterer bringt gute Laune und kann durch einen guten Groove überzeugen. “Riverside“ hingegen wird von akustischen Gitarren getragen und kann mit einem dezenten Brit Pop-Appeal und gelungenen orchestralen Arrangements punkten. Hier wird die Vielfalt, mit der HINDOSLEM zu Werke gehen, wirklich gut in die Nummern eingebaut und passt perfekt. Auch das aggressive “Dogma” weiß als Opener zu gefallen, weil hier wirklich nur Metalcore-Elemente zu finden sind und das Lied einen hohen Energielevel besitzt. Lobend erwähnen sollte man an dieser Stelle auch die sehr gelungenen orchestralen Arrangements der Instrumentalnummern “The Haste”, “The Calm” und “The Glorious Days” von Band-Intimus Andreas Bamberger. Die Instrumentals dürfen auch als gelungener Beitrag zum Album gewertet werden.
Was bleibt also unter dem Strich? HINDOSLEM sind mutig, soviel kann man festhalten. Die Österreicher geben nichts auf Konventionen und das muss man ihnen hoch anrechnen. Leider wirken die meisten Songs auf “The Haste, The Calm And The Glorious Days” nicht bis ins letzte Detail durchdacht und bedingt durch die vielen verschiedenen Musikrichtungen eher wie ein Stil-Overkill. Das verlangt dem Hörer extreme Aufmerksamkeit ab, ohne dass es sich bei HINDOSLEM um eine Progressive Rock-Band handelt. So wirkt das Ganze manchmal eher zerfahren. Hier greift das alte Sprichwort: Weniger ist manchmal mehr.
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