Himinbjorg - Wyrd

Review

An der Qualität liegt es nicht, dass HIMINBJORG seit Jahr und Tag eher ein Schattendasein in der Szene pflegen. Über die Gründe kann und will ich an dieser Stelle aber nicht spekulieren. Ihr neues, inzwischen schon siebtes Album „Wyrd“ zeigt dagegen erneut, dass die Franzosen zu den stärkeren Viking-/Pagan-/Black-Metal-Bands gehören.

Umgehend springt mir eine Kaskade von Adjektiven in den Kopf: dunkel, episch, melodisch, mystisch … das alles und vieles mehr beschreibt „Wyrd“, das mit dem Opener „The Sword Of Dignity“ gleich einen Stampfer offeriert, deren Hauptmelodie sich sofort ins Gedächtnis schleicht und spätestens, wenn Klargesang/Keifen im Duett agieren, seinen Höhepunkt findet.

Etwas, das schon in den frühen Minuten auffällt und sich durchs Album zieht, ist, dass HIMINBJORG bewusst und in gesundem Maß Klargesang, epische Dramatik und sehnsuchtsvolle Melodien einpflegen – ebenso übrigens die Verwendung eines Dudelsacks. Ist letzteres eigentlich ein nerviges No-Go, gibt es „The Mirror Of Suffering“ in der besonnen eingesetzten Variante eine reizvolle Note.

Symptomatisch ist dagegen, dass sich auf „Wyrd“ erneut einige unnötige Längen eingeschlichen haben – seien es polternde, aber nicht endgültig zündende Songs wie „Initiation“ oder in die Länge gezogene Zwischenspiele. Das ist bedauerlich, denn HIMINBJORG sind ansonsten detailverliebt, überraschen immer aufs neue und verströmen neben einer schamanistisch-rituellen Grundstimmung eine Menge düsterer Naturromantik, deren „Gewalt“ durch gelungene, stürmische Parts repräsentiert wird.

Sei es drum: HIMINBJORG sind entweder zu wenig bekannt oder schlicht unterschätzt. „Wyrd“ sollte zum Jahresende den einen oder anderen Einkaufszettel zieren – einen Fehler macht damit niemand.

27.12.2015

Chefredakteur

Exit mobile version