High Warden - Astral Iron

Review

Es gibt Bands, die einfach so klingen, als ob sie schon lange dabei wären und ihren Stiefel wie abgebrühte Hunde durchziehen würden, dabei aber gerade mal ihr Debüt in den Ring geworfen haben. Auch hier herrscht wieder so ein Fall vor, wo eine Band so routiniert und gediegen klingt, dass man meinen könnte, die täten das schon seit einer halben Ewigkeit. Die Rede ist in diesem Falle von den Münsteranern HIGH WARDEN und ihrem Vollzeit-Debüt „Astral Iron“, mit dem sich die Herren schon ziemlich kompetent im Epic Doom platzieren. Doch dieses Trio bevorzugt es etwas rauer und heavier, was sich in der allgemeinen Heaviness, dem fuzzigen Gitarrensound und dem angenehm angerauten Gesang von Alastair van Morgue-Gûl spiegelt.

Die Münsteraner HIGH WARDEN legen schon mal ein ordentliches Doom-Statement vor

Das selbsternannte „Morgul Doom Commando“ klingt dabei zunächst einmal weniger nach Tolkien und mehr nach traditionellem Doom der etwas zünftigeren Art. Es überwiegt das schwere Riff und eine gemächlich ratternde Rhythmik. Das ganze wurde laut Presseinfo live eingespielt und das hört man auch. Denn die Songs klingen keineswegs durchquantisiert, sondern zeichnen sich durch grobe Ecken und Kanten aus; hier steckt wirklich Gewicht hinter den Riffs, sie werden von Alastair van Morgue-Gûl und Tieftöner Lord Perish förmlich durch die Songs gewuchtet. Das klingt besonders dann richtig lecker, wenn die Band wie in „Devil His Due – Whores Of Yerusalim“ etwas beherzter auf die Tube drückt.

Die Einflüsse werden dabei stets offen zur Schau getragen, namentlich REVEREND BIZARRE, CATHEDRAL und PAGAN ALTAR mit gelegentlichen Spurenelementen von CANDLEMASS oder GRAND MAGUS, wenn HIGH WARDEN den Grad der Theatralik etwas empor schrauben wie in „Pale Hunter“ oder dem Titeltrack. Das Songwriting ist aufgrund des Hangs zur Kauzigkeit eher sperrig ausgefallen, wobei Alastair van Morgue-Gûls Stimme ordentlich Charisma ins Geschehen bringt, sodass man selbst ohne überlebensgroße Popcorn-Hooks nach SORCERER-Art stets an seinen Lippen hängt. Stattdessen setzen sie lieber auf abwechslungsreiche Songs, mit denen die Herren nach bester Doom-Art eine ganze Reihe arkaner Portale öffnen.

Auf den Stärken von „Astral Iron“ darf entsprechend sehr gerne aufgebaut werden

Den Sound haben die Münsteraner also schon ziemlich gut auf den Punkt getroffen und die ratternde Live-Ästhetik unterfüttert praktisch jeden Ton dieser Veröffentlichung mit Erde und einer willkommenen Ehrlichkeit. Teilweise kommen Elemente zum Einsatz, die mit etwas mehr Präsenz und Ausfeilung Potential für ganz großes Doom-Kino in sich tragen, aber oftmals nur als trackexklusives Gimmick in Erscheinung treten. Im Opener „The Morn Is Wiser Than The Eve“ beispielsweise tauchen immer wieder Backing Vocals auf, welche die Harmonien nach bester GRAND MAGUS-Art singen und als ebenso effektives Bartwuchsmittel fungieren, etwas, was angesichts Alastair van Morgue-Gûls toller Singstimme gerne weiter erforscht werden darf.

HIGH WARDEN zeigen auf „Astral Iron“, dass sie gut sind. Sehr gut sogar, an der Schwelle zu großartig. Dafür müssten die in den einzelnen Songs etablierten Elemente nur eben etwas homogener in einen archetypischen Sound verwoben werden. Doch das soll nicht davon ablenken, dass „Astral Iron“ dennoch ein feines Scheibchen einer offenbar noch jungen Band geworden ist, die gerade mal am Anfang ihrer Karriere steht und mit etwas „Ellenbogenfett“ sicher Großes bewirken kann, wenn sie am Ball bleibt. Den Grundstein haben sie hiermit jedenfalls mehr als souverän gelegt, jetzt gilt es, darauf aufzubauen …

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04.12.2024

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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3 Kommentare zu High Warden - Astral Iron

  1. Salems Witch sagt:

    Michael hast du dich vertippt? Du meinst nicht wirklich mehr Schmalz? Gutes Debüt

    8/10
  2. Michael sagt:

    Hallo Salems Witch,
    gemeint war der redensartliche Schmalz im Sinne von „Elbow Grease“, wie der Engländer sagen würde.
    Ich habe es angepasst, damit es weniger missverständlich herüber kommt, danke aber für das Feedback!

  3. Salems Witch sagt:

    Ok. Alles klar

    8/10