High On Fire - De Vermis Mysteriis

Review

Seit ihrer Gründung 1998 hat sich die kalifornische Stoner-/Sludge-Band HIGH ON FIRE zu einer festen Größe unter den Schwergewichten des Genres entwickelt. Während sie früher oft noch mit den zwei Jahre jüngeren, aber deutlich bekannteren KYLESA aus dem Bundesstaat Georgia verglichen wurden, haben sich HIGH ON FIRE ein gutes Stück Schwerverdaulichkeit bewahrt, das sie ausgesprochen sympathisch macht. Mit „De Vermis Mysteriis“ (Das Geheimnis der Würmer) legt das Vierergespann um den Genrepionier und ex-SLEEP-Gitarristen Matt Pike nun sein mittlerweile sechstes Album vor und stellt erneut eindrucksvoll unter Beweis, dass man sich die Gunst der Hörer nicht mit Kompromissen und Verflachung erkaufen muss.

Einen Tick melodischer sind HIGH ON FIRE zwar geworden, einen Tick thrashiger ebenfalls, aber das ändert nichts an der unbestreitbaren Tatsache, dass die Band nach wie vor herrlich ruppig und ungeschmirgelt klingt. Der Titel, eine Anspielung auf ein fiktionales Zauberbuch von Robert Bloch, suggeriert bereits einen verstörenden Inhalt, und bedenkt man, dass es sich hier um ein Konzeptalbum handelt, das die Geschichte eines verstorbenen Zwillingsbruders Jesu erzählt, der nach seinem Tode zu einem Zeitreisenden wird, so darf man auch musikalisch keine Weichspülerei erwarten. HIGH ON FIRE lassen es rumpeln, scheppern und dröhnen, dass der Hörerschaft das Trommelfell flattert. Wem nicht bereits der Opener „Serums Of Liao“ mächtig den Babypopo versohlt hat, der darf sich spätestens beim darauffolgenden „Bloody Knuckles“ nicht mehr lange in Sicherheit wähnen. Etwas gediegener geht es erst in „King Of Days“, einem nahezu andächtigen Koloss, zu, der vom anschließenden Titelsong jedoch umso unnachgiebiger abgelöst wird. Kleinere Ausfälle erlauben HIGH ON FIRE sich nur auf „Madness Of An Architect“, wo sie dem Hörer immer wieder unnötiges Füllmaterial in Form von nichtssagendem Piepen auftischen. Ansonsten gibt es nichts zu beanstanden, nicht ein Lied gibt es, das nicht ungebremst auf einen einwirkt. Dabei ist der Klang der Instrumente, inbesondere der Gitarren, herrlich verwaschen, der Bass tänzelt dämonisch aus den Boxen und das Schlagzeug scheppert aus allen Kräften. Wer hieran keinen Gefallen findet, muss bei der falschen Spielart gelandet sein.

„De Vermis Mysteriis“ ist ein ziemliches Biest von einem Album, und auch wenn man nicht behaupten kann, dass HIGH ON FIRE für große Überraschungen sorgen, so kann man doch erfreulicherweise eine Rückbesinnung auf das Wesentliche feststellen. Der Thrash-Anteil wurde deutlich hochgefahren, was das Material spürbar direkter und wuchtiger macht. Wer dem Genre zugeneigt ist, kann hier im Grunde genommen nicht das Geringste falsch machen.

22.04.2012
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