High On Fire - Cometh The Storm

Review

HIGH ON FIRE bekamen vor einigen Jahren für ihr letztes Album „Electric Messiah“ einen Grammy überreicht. Die Sterne standen für das Stoner-Metal-Trio also durchaus gut, doch bereits kurz nach der Verleihung verließ Schlagzeuger Des Kensel die Band. Durch die vermaledeite Pandemie lag außerdem monatelang der Live-Sektor brach.

Songwriter und Frontmann Matt Pike, ein energievolles Kreativbündel, machte aus der Not eine Tugend, nahm in seiner Garage ein halbgares Solo-Album auf, fand in Coady Williams einen neuen Schlagzeuger und schließlich auch wieder mit den Stoner-Rock-Legenden SLEEP zusammen. Das neue HIGH ON FIRE-Album „Cometh The Storm“ ist ein weiteres Zeichen dafür, dass es wieder bergauf geht.

„Cometh The Storm“ ist kein Geknüppel sondern ein ruppiger Jam

Was direkt ins Ohr sticht, ist der Sound des Langspielers. Spätestens seit „Death Is This Communion“ war die Band immer knüppeliger geworden, klang zuletzt nach einer angepissten Thrash-Metal-Kapelle mit fetten Stoner Riffs. Auf dem neuen Album zeugen am ehesten noch der knackige Song „The Beating“ und sein Anhang „Tough Guy“ von dieser Entwicklung.

Im wesentlichen ist „Cometh The Storm“ weniger songorientiert, sondern besitzt einen verspielten Jam-Charakter. Zwar klingen HIGH ON FIRE immer noch ruppig und aggressiv, finden aber weitaus häufiger als zuvor den Raum für komplexe Gitarrenläufe und Schlagzeugfiguren. Weniger OVERKILL und ORANGE GOBLIN, sondern mehr KYLESA und MASTODON ist also die Devise. Dass Bassist Jeff Matz inzwischen in Vollzeit bei MUTOID MAN eingestiegen ist, passt zu dieser Entwicklung, denn die Sludge-Barden aus Brooklyn könnten glatt die hübsch polierte Seite der gleichen Medaille sein.

HIGH ON FIRE bieten eine tonnenschwere Atmosphäre

Also alles paletti im Hause Pike? Nicht ganz, denn was auf dem Papier nach einem räudigen Stoner-Jam klingt, erweist sich in der Realität stellenweise ziellos und matschig. Der schwammige Sound verschluckt viele Details, aber ohnehin laufen die meisten Songs in der ersten Albumhälfte sowieso ins Leere. Wie auch schon auf dem Solo-Werk „Pike vs. The Automaton“ sind die unbestreitbar gigantischen musikalischen Fähigkeiten zu erkennen, die guten Ansätzen aber nur selten konsequent zu Ende gedacht, wie zum Beispiel im Song „Hunting Shadows“. Auch die heiseren Vocals versprühen kaum noch Emotionen.

Trotzdem kann „Cometh The Storm“ durch eine dichte wie düstere Atmosphäre überzeugen. HIGH ON FIRE entführen in eine Welt jenseits von Grammys und anderen Mainstream-Erscheinungen, wo ein sperriges, raues Rock-Gewitter das nächste jagt. Die Musik mag nicht leicht verdaulich sein, wiegt jedoch auf angenehme Weise tonnenschwer im verwöhnten Magen.

20.04.2024
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