Eigentlich lohnt es sich kaum, die beide Bands dieser Splitveröffentlichung – namentlich MORTAL FACTOR aus Luzern und HICSOS aus Rio de Janeiro – einzeln zu besprechen. Selten kommt es vor, dass sich zwei Bands nicht nur im Sound so sehr ähneln, wie auch in dem, woran es schlussendlich hapert. Nichtsdestotrotz möchte ich der Sache natürlich gerecht werden, daher nehmen werden im Folgenden beide Bands einzeln unter die Lupe genommen.
Bei HICSOS fällt sofort die stark METALLICA-lastige Gitarrenarbeit (insbesondere bei den zahlreich eingestreuten melodischen Intermezzi) auf, insgesamt bieten die Brasilianer allerdings groovigen (lies: modernen) Death/Thrash. In Kombination mit den sehr an Hardcore gemahnenden Vocals wirkt das zwar alles schlüssig, kann aber keine Akzente setzen. Eher merkt man der Band ihre 18-jährige Erfahrung in der Produktion an, die verglichen mit der Musik viel weniger halbgar klingt. (5/10)
Mit der zweiten Seite der Split wird schnell klar, warum beide Bands sich zu einer gemeinsamen Veröffentlichung zusammengetan haben: Auch wenn MORTAL FACTOR bereits im Opener „Point Zero“ deutlich flotter zu Werke gehen, sind die musikalischen Ähnlichkeiten eklatant. Auch hier regieren drückende, rhythmische Riffs und wütende Shouts. Insgesamt erinnert das ganze (wie auch HICSOS) an FEAR FACTORY, MACHINE HEAD und Konsorten, überzeugt aber nicht zuletzt aufgrund der aggressiveren Shouts ein Stück mehr als die Seite ihrer Splitpartner. (6/10)
Beide Hälften der Platte haben allerdings nicht nur in der allgemeinen musikalischen Ausrichtung Ähnlichkeiten, sondern auch in ihren Problemen. So schleicht sich in das Songwriting beider Bands einfach viel zu schnell Einfallslosigkeit in Form von nichtssagendem Füllmaterial zwischen ganz passablen Passagen mit eigentlich viel Drive ein. So bleibt wenig von einzelnen Songs hängen, Hits sucht man sowieso vergebens. Sowohl HICSOS als auch MORTAL FACTOR stellen sich mit dieser Veröffentlichung als anständige, ehrliche Bands dar, die zwar ihr Handwerk verstehen, aber von den Kniffen, die es braucht, wirklich gute Songs zu machen, noch nicht so viel verstehen. Bei MORTAL FACTOR kann man darüber in Anbetracht der Tatsache hinwegsehen, dass dies (nach einem Demo) erst ihre zweite Veröffentlichung ist. HICSOS hingegen sollten nach fast 20 Jahren musikalischem Schaffen Mal langsam die Kurve kriegen.
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