Hiba - †

Review

Die Musik, die ich auf diesen Seiten bespreche, findet zuweilen die merkwürdigsten Wege zu mir – neben Bands und Künstlern, die mich auf Basis anderer Reviews direkt per E-Mail ansprechen, stolpere ich hin und wieder auch selbst über hörenswerte Musik (gern auch abseits des Metals). Eine Neuerung stellt in dieser Hinsicht ein Projekt namens HIBA (ungarisch: Fehler) dar: Initiator Julian Schiel machte im metal.de-Forum auf sein Projekt aufmerksam, mit dem er eigenen Aussagen zufolge Piano-Avantgarde und experimentelle elektronische Ansätze verfolgt. Wer mich und meine musikalischen Vorlieben kennt, weiß, dass ich angesichts solcher Einschätzungen kaum widerstehen kann – und tatsächlich kann „†“ mich sowohl musikalisch als auch atmosphärisch schwer beeindrucken.

Zunächst sei gesagt, dass der Schwerpunkt der acht Stücke schon auf dem Klavier (bzw. dem von Schiel verwendeten KORG SV-1 – ein Unterschied, den man leider hört) liegt: Es gibt verquere Klänge zu hören, die hier und dort zwar durch Jazz-Anleihen beinahe zugänglich wirken, in der Hauptsache jedoch wenig strukturiert, teils improvisiert wirken. Das ist jedoch keineswegs ein Manko der knapp 33 Minuten! Neben dem technischen Niveau, das der Künstler demonstriert, spannen die Stücke nämlich eine atmosphärische Dimension auf, die viele deutlich variabler instrumentierte Bands vor Neid erblassen lässt. Die Musik erzeugt eine geradezu groteske Tiefe, ohne auch nur eine Sekunde aufgesetzt oder gekünstelt zu wirken. Es wundert mich daher auch nicht, dass die Stücke Untertitel wie „Hebephrene Schizophrenie“ („Gedankengänge II“) oder „Panikstörung (episodisch-pyroxysmale Angst)“ („Störung 2“) erhalten haben – abstrakt, bedrohlich, dunkel ist die gebotene Tonkunst.

Das Gesagte gilt übrigens nicht weniger für die eher elektroniklastigen Stücke wie „Störung 1“ oder „Lidércnyomás“ (ungarisch „Alptraum“). „†“ ist ein trotz der gegensätzlichen Pole ein homogenes, fieses Stück Musik, das nicht ohne Grund seinen Weg auf diese Seite gefunden hat. Es ist unmöglich, eine solche Platte zu bewerten – aber ich lege jedem aufgeschlossenen Anhänger ungewöhnlicher Klänge ans Herz, sich „†“ auf der Bandcamp-Seite HIBAs für lau herunterzuladen und sich (genau wie ich) in die eigenwillige Welt Julian Schiels entführen zu lassen. Schräg, aber große Klasse!

13.04.2014

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