Als HEXX 1986 mit „Under The Spell“ aufwarteten, waren CDs noch rar und man durfte sich noch an den damals modischen Metal-Monster-Covern in LP-Format erfreuen. Die Szene war, gerade in den USA, ungemein kreativ, man denke an FATES WARNING, METAL CHURCH, GRIFFIN, VICIOUS RUMORS oder FLOTSAM & JETSAM, von METALLICA, MEGADETH und ANTHRAX nicht zu reden. Genau hinein in diesen brodelnden Kessel knallten HEXX ihr zweites Album „Under The Spell“.
Ganz im Trend der Zeit konnte ein kurzer Opener durchaus mit einem klirrenden Solo beginnen, EXCITER und ANVIL machten sowas ja auch gern. So geschehen ebenso im das Album „Under The Spell“ eröffnenden Song „Hell Riders“: Solo, Riff, charismatische raue Vocals, aber auch gelegentlichen Höhenflügen nicht abholde Screams, unermüdlich klopfende Drums und fegende permanent unruhig sägende Gitarren machen kräftig einen auf Speed. Ein flirrendes Solo, noch eine Strophe, schräg-harter Refrain, so ging das damals. Und funktionierte verdammt gut. „A Time Of War“ ist noch härter, der schleppende Beginn täuscht… Das war Speedmetal in Reinkultur, vielleicht in solcherart Spiellaune nur noch von AGENT STEEL, FLOTSAM AND JETSAM und GRIFFIN erreicht. Und der aggressive Refrain, nix mit melodischer Radioanbiederung, die Vocals sind an JUDAS PRIEST und DIO ebenso orientiert wie an METAL CHURCH. Und dann das Solo, quietschig, rauf- und runter die Tonleitern, ohne Karnevalsattitude der Marke RHAPSODY. „Edge Of Death“ nimmt etwas Fahrt raus, allein die permanente Unruhe bleibt. Und der Refrain wird mit Speed vorgetragen, die SOILWORK-Komponente, einen auf TALKING HEADS trifft DEPECHE MODE zu machen, gabs glücklicherweise noch nicht. Herrlich, diese Energie! Das ist wirklicher Powermetal! Und die kryptischen Soli, sind die von einem menschlichen Wesen eingespielt? „The Reaper Is Near…“ Geil.
Damals gabs fast immer zehn Songs, da machen HEXX keine Ausnahme. Das Niveau bleibt über die gesamte Scheibe gleich hoch, alle Instrumente machen permanent Druck, Vocalist Dan Bryant verausgabt sich völlig. Auch die melodischen Parts sind wie bei VICIOUS RUMORS äußerst songdienlich integriert. Und Thrash liebten sie wie alle Zeitgenossen damals. Zudem lagen die Einflüsse der NWOBHM noch nicht lange zurück. Schmachtfetzen gibts keine, stattdessen gehts stets mit Schmackes vorwärts, ganz als wär der Leibhaftige hinter ihnen her. „Suicide“ bietet düsteren Text, genügend böse sind HEXX nämlich auch.Mit Wald- und Wiesenflair hat das natürlich nichts zu tun und Death war (noch) nicht erfunden. In der Tat sollte die Band im Gegensatz zur Konkurrenz später immer düsterer und härter werden; brutalen Death Metal („Morbid Reality“) gabs dann Anfang der Neunziger.
Wenn ich sowas höre, können sich die neueren Generationen von Power Metal-Bands alle einsargen lassen. Was sollen und wollen solche Bands wie BRAINSTORM, RHAPSODY, SINNER, FREEDOM CALL, GAMMA RAY, STRATOVARIUS und Konsorten, wenn man echte nichtfröhliche Gitarrenläufe (ohne Synthesizer), kratzige Produktion, rockende Heavyness, pumpende Bässe und flitzende Metal-Klampfen von derartiger Klasse haben kann? Wenn es noch irgendwo erhältlich ist, wäre das Nichtbeachten und Liegenlassen dieses Meisterwerks pure Blasphemie.
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