Hexvessel - No Holier Temple

Review

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Es ist schon erstaunlich, welchen musikalischen Weg Mat „Kvohst“ McNerney in den letzten neun Jahren zurückgelegt hat: Bereicherte er 2003 das wohl sterilste, anorganischste Black Metal-meets-Electronica-Album aller Zeiten – VOIDs „Posthuman“ – durch seine eiskalte, lebensfeindliche Stimme, ging es zwei Jahre später auf CODEs „Nouveau Gloaming“ geringfügig organischer, jedoch noch immer distanziert, geradezu entrückt zur Sache. Das sollte sich auf dem 2009er Album „Resplendent Grotesque“ spürbar ändern – dafür durfte sich Captain Kvohst (wie er sich mittlerweile nennt) 2007 noch einmal auf DHGs „Supervillain Outcast“ in klinischem, elektronisch gewürzten Black Metal üben. Viele Baustellen also, und seine zahlreichen Nebenprojekte wie DECREPIT SPECTRE, GANGRENATOR, THE TRAGEDIANS und ISRATHOUM können an dieser Stelle lediglich genannt werden.

Dann kam der Schnitt: Der charismatische Brite hatte – eigenen Aussagen zufolge – durch eben jene zahlreichen Baustellen endlich die Möglichkeit, seiner eigentlichen Leidenschaft für psychedelischen Neofolk mit Rock-Elementen nachzugehen. McNerney lebt mittlerweile in Finnland, wo er sich mit sieben weiteren Musikern umgeben hat und unter dem Namen HEXVESSEL sein nunmehr zweites – sorry! – Hippie-Album namens „No Holier Temple“ veröffentlicht. Es gibt dabei im Wesentlichen zwei Gründe, warum ein solches Album hier bei metal.de nicht nur auftaucht, sondern – wie sich gleich zeigen wird – auch ganz schön abräumt. Der erste Grund ist zweifellos Kvohsts (Black) Metal-relevante Vergangenheit.

Der zweite Grund ist der, dass HEXVESSEL es mit Leichtigkeit schaffen, etwa 99 Prozent der Pagan/Viking Metal-Bands, die sich ‚Natur-Verehrung‘ auf die Fahnen geschrieben haben, in ihre Schranken zu weisen. Wer bei ‚Naturverehrung‘ jetzt spontan an EMPYRIUM oder ULVERs „Kveldssanger“ denkt, könnte übrigens nicht stärker irren. HEXVESSEL verfolgen höchstens textlich einen naturmystischen Ansatz, musikalisch ist das Ganze sehr viel greifbarer.

Greifbar ist vor allem die Melancholie, die sich durch die knapp 53 Minuten zieht. Die Songs beruhen – wie schon auf dem Vorgänger „Dawnbearer“ – im Wesentlichen auf Akustik-Gitarre, ein wenig Schlagwerk, ein paar Streichern und – natürlich! – Kvohsts toller Stimme, deren trauriges, wehmütiges Timbre er beinahe perfektioniert hat. Dazu setzen HEXVESSEL immer wieder Akzente mittels Trompeten („Woods To Conjure“ – was für ein großartiger Einsatz!), Hammond-Orgeln („A Letter In Birch Bark“) und stark nach 1960er Jahren klingenden Röhren-Gitarren. Auf diese Weise bekommt „No Holier Temple“ einen etwas anachronistischen Touch, kann aber nichtsdestoweniger das Gefühl vermitteln, im Jahr 2012 an einem See in Finnland zu sitzen und sich einfach in die Stille fallenzulassen.

Was bei HEXVESSEL nun neu ist, ist der atmosphärische rote Faden, der sich durch das Album zieht. Eigentlich sind nur fünf „ganze“ Songs darauf zu finden, die durch Intro- und Interludien verknüpft sind. Wo jedoch „Dawnbearer“ ein Sturm und Drang-Album und damit ein atmosphärisches Wechselbad war („Heart Of The Mind World“ dürfte der Atmosphäre von „No Holier Temple“ noch am nächsten kommen), ziehen die zehn Stücke an einem Strang und machen das Album zu einer wunderbaren Reise. Lediglich das THE ULTIMATE SPINACH-Cover „Your Head Is Reeling“ will in meinen Ohren nicht so recht passen – da war das PAUL SIMON-Cover „Diamonds“ doch irgendwie schmissiger und cooler. Macht aber nichts: „No Holier Temple“ ist ein tolles Album für lange Herbst-Abende und sei allen wärmstens empfohlen, die sich für hippieeske, weitgehend akustische Klänge begeistern können.

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06.09.2012

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2 Kommentare zu Hexvessel - No Holier Temple

  1. polygon sagt:

    Was für ein Album…10 Punkte!

  2. alchemist sagt:

    Großartiges Album, mystisch und vielfältig. Mal klingt’s nach , mal nach Empyrium, mal nach In Gowan Ring und dann wieder komplett anders. Unbedingte Kaufempfehlung.