Herzparasit - Fromme Lämmer

Review

„Wir sind weder RAMMSTEIN, noch OOMPH!, noch MEGAHERZ“, singt Ric-Q. in „Scharfer Schlaf“ und kokettiert damit mit Bands, die den Stil HERZPARASITs durchaus geprägt haben. Im Einzelnen sind HERZPARASIT Sänger Ric-Q. und Gitarrist El Toro, die für Liveauftritte noch um zwei Musiker, EnnionPG (Bass) und Mr. SM (Drums) verstärkt werden. Ric-Q. war zuvor Frontmann, Texter und Sänger der Band REDLINE. Die Idee zu HERZPARASIT trug er schon länger mit sich herum, da viele seiner Melodien und Textfragmente zu abstrakt für seine alte Band waren.

Da auch El Toro auf der Suche nach einer neuen musikalischen Heimat war, gründeten sie die Zwei-Mann-Formation HERZPARASIT. Seit 2009 entstanden mehrere Musikvideos, die auf YouTube zu sehen sind. Außerdem absolvierten sie zahlreiche Auftritte als Support für Bands wie OOMPH!, J.B.O oder JENNIFER ROSTOCK. Dadurch hat sich die Band schon vor Erscheinen des ersten Albums eine kleine aber treue Fangemeinde erspielt. Jetzt liegt mit „Fromme Lämmer“ das Debütalbum vor. Nach „Schwarzes Glas“, einem vertonten Gedicht von Ric-Q. geht es los. „Wir sind nicht die bösen Männer, wir sind liebe fromme Lämmer. Lass dich vergiften“, fordern HERZPARASIT. Einer Aufforderung, der man gerne nachkommt. Musikalisch sind sie den anfangs erwähnten Bands zuzuordnen. „Angst fängt Dich“ oder „Schmerz ist geil“ könnten von der Instrumentierung und vom Songaufbau her durchaus aus der „Herzeleid“-Zeit von RAMMSTEIN stammen.

Songs wie „1000°“ oder „Giftschlange“ schlagen eher in die Richtung von OOMPH!. Trotz dieser erkennbaren Parallelen schaffen es Ric-Q. und El Toro aber, ihren eigenen Sound zu schaffen, der düster, rockig und stellenweise melancholisch daherkommt und keinesfalls auf ein breites Mainstreampubilkum zielt. Manche Songs brauchen ein paar Durchgänge, um wirklich zu gefallen. Dafür entdeckt man immer wieder neue Aspekte: ein besonderes Solo oder elektronische Klänge, die viele Songs begleiten. Auch textlich können HERZPARASIT überzeugen. „Rattenloch“ ist eine kritische Abrechnung mit dem Musikgeschäft, während in „Alphatier“ Selbstironie eine große Rolle spielt. Wem RAMMSTEIN zu massenkompatibel und OOMPH! zu kopflastig sind, findet in HERZPARASIT eine echte Alternative. „Fromme Lämmer“ ist ein wirklich gelungenes Debütalbum. Als Anspieltipps eignen sich „Alphatier“ oder „Scharfer Schlaf“.

15.11.2011
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