hertzschlag - Gleichgewicht
Jannik Kleemann
HERTZSCHLAG haben sich 1994 gegründet und nach 20 Jahren im Jahr 2014 eine konstante Bandbesetzung erlangt. 2011 veröffentlichten sie eine Mini-CD namens „hart aber hertzlich“ und 2017 folgte das Debütalbum „Reaktion“. Nun, sechs Jahre später, ist die Neue Deutsche Härte Formation aus Burgdorf und Hannover mit ihrem zweiten Album „Gleichgewicht“ und neuem Label Boersma Records zurück.
HERTZSCHLAG – Kann man im Jahr 2023 noch neue Akzente in der Neuen Deutschen Härte setzen?
Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass sich jede Band dieses Genres irgendwo im Vergleich mit RAMMSTEIN stellen muss. Das ist natürlich aus mehrerlei Sicht unfair. Zum einen hat nicht jede Band das Budget und die Möglichkeit der Berliner Band, zum anderen gibt es noch dienstältere Bands wie OOMPH! oder andere wichtige Gruppen wie MEGAHERZ oder auch EISBRECHER, die als Vergleich taugen.
Musikalisch sind Vergleiche mit keiner der bekannten Bands wirklich zutreffend, es handelt sich um relativ standardmäßige NDH-Songs von entspannter Spielzeit mit im Schnitt dreieinhalb Minuten. Dabei sind Riffs und Drums solide gezockt, das Keyboard klingt leider etwas billig und wird dadurch manchmal schnell penetrant. Sänger Simon Knox wird mit Gesangsausbildung beworben und trifft die Töne auch, kann aber mit Größen des Genres wie Till Lindemann, Dero Goi, Daniel Schulz oder Alex Wesselsky nicht mithalten. Der Sprechgesang wirkt gezwungen, die Schreie sind nicht überzeugend und dem getragenen Gesang fehlt ein Stück weit die Substanz. Dazu kommen Texte, die dem Genre entsprechen, aber auch keine neue Akzente setzen können.
Braucht man „Gleichgewicht“ nun?
Insgesamt ist der Höreindruck von „Gleichgewicht“ kein sonderlich überzeugender. Die Produktion des Albums wirkt eher wie eine bessere Demo, der musikalische und textliche Teil der Darbietung ist in allen Bereichen schon einmal genau so oder besser da gewesen und neue Akzente sucht man vergebens. HERTZSCHLAG liefern mit ihrem zweiten Album keinen Grund dafür, dass man sich in der Neuen Deutschen Härte genau ihr Album anhören sollte.
Bei dem Song im Video such ich die „Härte“ allerdings vergebens. Kenn mich in dem Gerne absolut nicht aus, aber das klingt für mich eher nach Hamburger Schule mit etwas verzerrteren Riffs als nach einen metalnahen Genre.
Härte oder nicht, das klingt wie die erste Schülerband mit alten Männern. Langt vielleicht für’s Jugendfreizeitheim oder sowas.